Falsche Gläser verwenden
Der Fehler: Ob in Fernsehbeiträgen (wie hier beim Wiso-Check), in Werbeanzeigen für Whiskys und bei so manchem Tasting – noch immer sieht man Tumbler-Gläser, die zum Tasting verwendet werden. Ein schwerer Fehler, denn durch die offene Glasform verfliegen die Aromen sehr schnell.
So vermeidest Du ihn: Für eine richtige Verkostung sollte man in jedem Fall auf Nosing-Gläser in Tulpenform zurückgreifen. Diese sind optimal für das Erkennen der feinen Aromen geeignet und geben diese langsamer frei. Empfehlenswerte Tasting-Gläser kosten nur wenige Euro pro Stück und sind ein Must-Have in jeder Heimbar.
Scharfes Essen vor oder beim Tasting
Der Fehler: Wer vor dem Whisky-Tasting noch schön scharf beim Mexikaner oder Thailänder essen geht, der muss sich nicht wundern, wenn er kaum Aromen erkennen wird. Der Gaumen wird durch intensive Aromen stark ausgelastet und ist dann nicht bereit für die feinen Nuancen des Whiskys.
So vermeidest Du ihn: Besser vor einer Verkostung also nur normal gewürzte Speisen essen und eine Pause vor dem Beginn des Tastings einplanen.
Dem Whisky nicht genug Zeit zum atmen geben
Der Fehler: Die Flasche ist entkorkt, der Whisky eingeschenkt, es kann direkt losgehen – oder? Ein häufiger Fehler beim Whisky-Tasting liegt darin, dass man der Probe im Glas nicht genügend Zeit zur Entfaltung gibt. Dies gilt insbesondere, wenn eine Flasche direkt vor der Verkostung erstmalig geöffnet wird. Häufig schmecken die Aromen dann zu Beginn noch sehr kompakt, teilweise auch alkoholisch. Verstärkt tritt dieser Effekt bei stärker abgefüllten Whiskys und Cask-Strength-Drams auf.
So vermeidest Du ihn: Die Whiskys am besten vor dem Tasting bereits auspacken und einmal kurz den Korken lupfen. 5-10 Minuten vor dem Tasting den Whisky einschenken. Bei fassstarken Whiskys etwas mehr Zeit geben als bei 40 %-Abfüllungen.
Rauchen beim Whisky-Tasting
Der Fehler: Whisky und Zigarre ist eine schöne Kombination, wenn man ein Dram entspannt genießen möchte. Bei einem Tasting sorgt Rauch aber vor allem dafür, dass man deutlich weniger Aromen wahrnehmen kann. Ein Whisky-Tasting in einer Raucherkneipe ist deshalb ebenso wenig eine gute Idee wie eine Zigarette zwischen zwei Proben.
So vermeidest Du ihn: Der Tastingraum sollte gut gelüftet sein und es sollte in ihm nicht geraucht werden. Falls man Tabak genießen möchte, sollte man am besten bis nach dem Tasting warten.
Zu viele Whiskys auf einmal verkosten
Der Fehler: „Dieser Whisky wäre noch spannend im Vergleich. Darf ich dir diesen einschenken und danach den 20-jährigen?“ – bei manchen Tastings werden viel zu viele Whiskys wild durcheinander verkostet. Das gilt auch für gebuchte Tastings, welche natürlich über eine gewisse Länge gehen sollen und bei denen man unter 6 oder 7 Drams kaum nach Hause geht.
So vermeidest Du ihn: Auch im Tasting sollte man Whiskys am besten sehr bewusst genießen. Drams, die einem spontan gut gefallen sollte man dabei mehr Aufmerksamkeit schenken – weniger gute dagegen auch einfach einmal stehen lassen und nicht austrinken. Werden weitere Whiskys serviert sollte man kurz überlegen: Bringt mir diese Probe noch einen Mehrwert? Oder bin ich eigentlich zufrieden mit dem aktuellen Stand.
In der falschen Reihenfolge verkosten
Der Fehler: Würzige, rauchige oder stark abgefüllte Whiskys sollten auf keinen Fall zu Beginn eines Tastings serviert werden. Mit ihren intensiven Aromen sorgen sie sonst dafür, dass der nachfolgende Whisky weniger gut zu erkennen ist.
So vermeidest Du ihn: Vor dem Tasting eine Reihenfolge der Drams festlegen. Dabei von mild über sherrygeprägt nach rauchig, von leicht zu alkoholintensiv sortieren.
Nicht zwischen den Proben neutralisieren
Der Fehler: Bei vielen Tastings werden die Whiskys in dichter Folge ohne Pause serviert. Die Zahl der Gläser auf dem Tisch wächst und man probiert die Whiskys ohne den Mund zwischendurch zu neutralisieren.
So vermeidest Du ihn: Zum Neutralisieren des Mundes eignen sich klares Wasser und Weißbrot am besten. Stelle für ein selbst organisiertes Tasting am besten eine ausreichende Menge bereit und fülle die Wasserkaraffen auf den Tischen regelmäßig auf.
Vorurteile gegenüber bestimmten Marken
Der Fehler: Keiner von uns ist frei von Vorurteilen oder spontanen Einschätzungen zu bestimmten Marken. Kommt eine Flasche von Brennerei XY auf den Tisch jubiliert der eine Genießer innerlich, der andere verdreht die Augen. Je nach persönlichem Geschmack und Vorerfahrungen formen wir im Kopf ein Bild von einer Destillerie, welches das nachfolgende Tasting beeinflusst.
So vermeidest Du ihn: Ein Blind Tasting ist eine gute Möglichkeit sich von Vorurteilen gegenüber bestimmten Marken freizumachen. Man hat nur den Whisky im Glas und beurteilt ihn nach dem persönlichen Geschmack. Die SMWS zeigt mit ihren Codes eine weitere gute Möglichkeit auf, so erhält jede Destillerie und Abfüllung eine Nummer, welche sich hinterher entschlüsseln lässt.
Whisky zu warm oder kalt servieren
Der Fehler: In vielen Anleitungen für gelungene Tastings liest man die Empfehlung, einen Single Malt bei Raumtemperatur zu servieren. Doch genau das ist trügerisch: Denn während es in manchem Altbauwohnzimmer vielleicht nur 18 oder 19 Grad sind, heizt ein anderer seinen Tastingraum auf gemütliche 24 oder 25 Grad hoch.
So vermeidest Du ihn: Whisky sollte man am beim Tasting weder zu warm noch zu kalt servieren. Die meisten Abfüllungen schmecken in einem Bereich zwischen 18 und 22 Grad Celsius am besten. Mit einem Flüssigkeitsthermometer lässt sich die Temperatur exakt bestimmen, dazu helfen Kühlsteine beim Temperieren des Drams.
Whisky beim Tasting verwässern
Der Fehler: Kaum sind die Proben serviert, greifen alle Tasting-Teilnehmer hektisch zu den bereitgestellten Pipetten. Der Single Malt im Glas soll optimiert werden. Schnell ein Schuss Wasser dazu, umrühren und probieren.
So vermeidest Du ihn: Tatsächlich profitieren einige (aber längst nicht alle) Drams vom Aufschließen mit einigen Tropfen Wasser. Dabei sollte man aber sehr behutsam vorgehen. Je nach Größe des Drams reichen einzelne Tropfen bereits auf. Nachtröpfeln kann man immer – ein verwässerter Whisky ist aber für immer ruiniert.
Whisky zu viel schwenken
Der Fehler: Richard „The Nose“ Paterson macht es vor und es sieht zugegebenermaßen auch wirklich klasse aus, wie er den Whisky im Glas herumwirbelt. Auch sonst ist das Schwenken von Whisky groß in Mode. Tatsächlich wird dabei aber nur der Alkohol aufgewirbelt und beim nachfolgenden Nosing bzw. Tasting riecht und schmeckt man fast nur diesen. Die feinen Aromen kommen dann erst hervor, wenn der Whiskysturm im Glas sich nach einigen Minuten wieder gelegt hat.
So vermeidest Du ihn: Auch wenn es optisch verlockend ist und der Tasting-Leiter es vormacht solltest Du deinen Whisky am besten nicht schwenken. Je weniger man den Whisky im Glas bewegt, umso mehr Ruhe haben die Aromen zur Entfaltung. Das passiert von ganz alleine und man braucht keinen Turbo dafür.
2 Kommentare
Hallo Lukas,
vielen Dank schon einmal für die Tipps.
Noch eine Frage zur kleineren Zwischenspeisen: Was kannst Du bei einem etwas längeren Tasting empfehlen?
Sollte man rein beim Weißbrot bleiben oder gibt es noch mehr, was ggf. auch ein wenig sättigt oder einzelne Whiskys vielleicht sogar noch unterstützt, bzw. betont?
Grüße
Stefan
Hallo zusammen
Seit ich euren Newsletter abonniert habe, habe ich sehr viel über Whisky dazugelernt. Ihr unterstützt mich in der Vorbereitung für die Prüfung des Modul vier des Weinakademikers. Herzlichen Dank dafür 😊
Gerne empfehle ich euch weiter.
Herzliche Grüsse
Willi Zöllig