Das Dram im britischen Maßsystem
Unser erster Rechercheimpuls führt uns zum angloamerikanischen Maßsystem, welches auch heute noch in Teilen des ehemaligen britischen Empire gebräuchlich ist. Eigentlich wollte man ab dem Jahr 1973 langsam aber sicher auf das im restlichen Europa übliche metrische System umstellen. Die alten Maßeinheiten (Yard, Mile, Ounce, Pound, Pint etc.) erfreuen sich in der Bevölkerung jedoch weiterhin so großer Beliebtheit, dass die Umstellung (vor allem vor dem Hintergrund des Brexit) vielleicht nie vollständig vollzogen wird.
Die Maßeinheit Dram existiert sowohl als Gewichtsmaß, als auch als “fluid dram” (Flüssigdrachme) also Flüssigkeitsmaß. Flüssig, das hört sich für uns Freunde von gutem Whisky gut an. Der Definition nach, entspricht ein Dram im alten englischen Maßsystem exakt 0,003551633032809 l, was gerundet etwa 3,55 ml entspricht. Mit dieser Menge könnte allerdings wohl gerade so den Boden seines Nosing-Glases befeuchten. Es muss also noch eine andere Definition geben…
Dram als Barmaß in britischen Pubs
Und tatsächlich kann man Dram auch als Schlückchen o.ä. übersetzen, welches den Interpretationsspielraum angenehm erweitert. Es ist wahrscheinlich, dass mit Dram also nicht die eigentliche Maßeinheit, sondern umgangssprachlich eine kleine Menge Whisky gemeint ist.
Vor einigen Jahrzehnten (bis zu einer Reform im Jahr 1963) war es in Großbritannien üblich, dass man Spirituosen zu 1/4 , 1/5 oder 1/6 eines Gill (1 Gill = 142 ml) ausgeschenkt hat, welches 35,5 ml, 28,4 ml beziehungsweise 23,7 ml entspricht. Mit einem Dram war also ein kleinerer oder größerer Schnaps gemeint.
Im Jahr 1987 wurde das System vereinfacht, die Spirituosenmaße in Bars wurden seitdem mit 25 ml oder 50 ml (doppelt) bemessen. Seit dem Jahr 2001 gelten in Großbritannien Maße von 25 ml oder 35 ml pro Dram.
“A wee dram” – Ein Dram ist, was drin ist
Auch wenn ein Dram in der Gastronomie ziemlich exakt definiert ist, kann die Größe eines Drams von Tasting zu Tasting abweichen. Auch bei Destillerie-Touren kann man mit der Größe der ausgeschenkten Drams Glück oder Pech haben. So erinnere ich mich noch gut an die meist sehr großzügig interpretierten “wee drams” auf Islay z.B. bei Bowmore oder Laphroaig, aber auch an die teilweise sehr kleinen Kostproben bei anderen Destillerien wie Dalwhinnie oder Glenfiddich.
Insbesondere im privaten Rahmen wird man ein Dram allerdings nicht mit der größten wissenschaftlichen Genauigkeit einschenken. Viel sympathischer als die genaue Definition eines Drams ist daher wahrscheinlich die einfache Maßgabe:
“Ein Dram ist eine Menge Whisky, welche von der Großzügigkeit und Laune des Einschenkenden bestimmt wird.”
11 Kommentare
Mir gefällt diese Definition am besten und das habe ich unbewusst aber auch so in Augsburg erlebt.
“Ein Dram ist eine Menge Whisky, welche von der Großzügigkeit und Laune des Einschenkenden bestimmt wird.”
Ergänzt durch die Sympathie und den Respekt beidseitig. Vielen Dank für die netten Abende letztes Jahr.
Auf gut österreichisch „a Flehfotzn voi“. Also der Inhalt eines Floh-Mundes voll.
Zum probieren reichts…die nächste Füllung ist dann randvoll😁
Auf Schwäbisch: a Gosch voll (s gibt bei ons au Großgoscha) 😁
Ich kann also am Dram erkennen, ob er mich leiden mag oder nicht.
Genau – indem er dir großzügig einen einschenkt den du so gar nicht magst! 😉
Michaels Daumen-Maß gefällt mit am besten, vielen Dank dafür. Ich habe sehr breite Daumen… 🙂
Ich habe den Begriff “a wee dram” erstmals auf unserer Schottland-Rundreise gehört. Für mich ist das ein Schlückchen, das groß genug ist um den Geschmack auszukosten. Aber wie schon zuvor gesagt, es kommt auch auf die Stimmung an, wie groß ein wee dram ist.
Ich würde sagen “ein Finger breit”. Wobei ich natürlich immer den Daumen als Maßstab nehme. 😉
Also die Definition mit „ein Schluck“ gefällt mir persönlich am besten. Sie definiert nicht wirklich eine definierte Menge, aber doch soviel, dass man einen Eindruck vom Erlebten bekommt.
Neben der Großzügigkeit und Laune spielt auch die Geschicklichkeit des Einschenkenden eine große Rolle. Wobei weniger Geschicklichkeit meistens mehr Whisky bedeutet 😉
Danke für deinen Kommentar! Ja, das habe ich auch schon festgestellt. Vor allem wenn kein Ausgießer-Aufsatz auf der Flasche ist und frei nach Gusto eingeschenkt wird, kann so ein Dram schon mal etwas großzügiger ausfallen (nicht dass uns das stören würde…) 🙂