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Speckstein vs. Edelstahl vs. Eiswürfel: Die Test-Kandidaten im Überblick
In einschlägigen Onlineshops finden Whisky-Fans eine Vielzahl an Whisky-Kühlsteinen in verschiedenen Größen und aus unterschiedlichen Materialien. Klassische Kühlsteine sind aus massivem Speckstein oder Granit gefertigt, deren Kanten abgeschliffen werden. Neuere Kühlsteine aus Edelstahl versprechen eine höhere Kühlleistung. Wir wollen in unserem Whisky-Steine-Test beide Varianten miteinander vergleichen. Und wir wollen wissen, wie sich die Kühlsteine im Vergleich zu herkömmlichen Eiswürfeln schlagen.
Wir entscheiden uns für zwei beliebte Whisky-Steine-Sets: Die Gourmeo-Kühlsteine aus Speckstein und die Le Flair-Kühlsteine aus Edelstahl. Wer durch die Auswahl etwa bei Amazon.de scrollt, wird feststellen, dass Whisky-Steine häufig mit fast identischer Ausstattung von mehreren Marken angeboten werden. Viele der Produkte stammen aus China und werden von den Anbietern nur importiert. Je nach Preis und Lieferumfang kann man also auch zu einer anderen Marke greifen.

Whisky-Steine aus Speckstein von Gourmeo
Die Kühlsteine von Gourmeo werden in einem hübschen kleinen Karton geliefert, der neben neun natürlichen Specksteinen mit einer Kantenlänge von 2 cm als Zubehör noch einen kleinen Stoffbeutel und eine kleine Servierzange enthält. Eine Karte erklärt, dass man die Whisky-Steine erst gründlich waschen soll, bevor sie für mindestens vier Stunden in den Gefrierschrank müssen. Die Servierempfehlung lautet 3-4 Steine für 15-20 ml Whisky zu verwenden. Das lässt aufhorchen, denn ein typisches Dram hat schon 20 ml. Mit den neun Steinen könnten wir also nur zwei Whiskys gekühlt servieren. Wir werden sehen wie gut das im Test funktioniert. Das Kühlsteine-Set von Gourmeo kostet rund 16 Euro.

Whisky-Steine aus Edelstahl von Le Flair
Die Edelstahl-Kühlsteine von Le Flair glänzen schön und sind mit einer Kantenlänge von 2,5 cm etwas größer als die Specksteine. Enthalten ist eine Plastikbox, die auch zum Kühlen im Gefrierfach verwendet wird, sowie ein etwas fitzeliges Poliertuch und eine Servierzange. Laut Angabe des Herstellers sind die Edelstahl-Steine nicht massiv, sondern innen mit einem Kühlgel aus Ethanol gefüllt. Das soll zu einer deutlich besseren Kühlleistung beitragen, da das Gel die Kälte besser speichere. Die Empfehlung lautet, zwei Edelstahl-Eiswürfel pro Drink zu verwenden. Mit den acht Le Flairs könnten wir also vier Whiskys servieren. Doch wie kalt sind die dann? Unsere Neugier ist in jedem Fall geweckt. Das Edelstahl-Whiskysteine-Set von Le Flair kostet rund 20 Euro.
Hinweis: Wir haben ein Set vom Hersteller zur Verfügung gestellt bekommen, was aber keinen Einfluss auf unsere Meinung oder die Testwertung hatte.
Eiswürfel-Form 3 x 3 cm aus Silikon von Lurch
Mit dieser Form von Lurch aus hochwertigem Silikon lassen sich Eiswürfel im typischen Format von 3×3 cm herstellen. Im Vergleich zu günstigen Formen wirkt dieses Exemplar deutlich hochwertiger, ist schön biegsam und dennoch angenehm stabil. Die Form ist zudem spülmaschinengeeignet. Immerhin 20 Eiswürfel haben Platz im “Ice Former Premium”. Damit wir im Test nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, füllen wir die Form nur bis zu zwei Dritteln voll und erhalten so Würfel mit einem Maß von 3 x 3 x 2 cm. Zwei Würfel haben so ungefähr das gleiche Volumen wie zwei Edelstahl-Whisky-Steine oder vier Specksteine.
XXL-Eiswürfel-Form 5 x 5 cm aus Silikon von Lurch
“Eis ist nicht gleich Eis”, sagt der erfahrene Bartender und recht hat er. Denn während kleine Eiswürfel schnell schmelzen, halten größere Vertreter deutlich länger durch. Deshalb wollen wir zum Vergleich noch die XXL-Eiswürfel ausprobieren. Ihr Volumen ist allerdings deutlich größer als das der Whisky-Steine – es ist also zu erwarten, dass diese Würfel am stärksten kühlen. Dennoch macht der Vergleich an dieser Stelle für uns Sinn: Denn am Ende geht es ja darum, einen Whisky kalt zu bekommen und dafür wären auch große Eiswürfel eine Option.
Die XXL-Form bietet Platz für acht Eiswürfel mit einer Kantenlänge von 5 cm. Im Einsatz ist die Zahl der Eiswürfel pro Whisky-Drink auf einen beschränkt – mehr passt nämlich selbst in den größten Tumbler nicht. Wir sind neugierig, wie gut und wie lange die extra großen Eiswürfel unser Test-Dram kühlen werden. Und wie stark verwässern sie den Whisky beim Schmelzen? Die Eiswürfel-Form von Lurch kostet rund 10 Euro.
Aktualisiert am 3.10.2023 um 20:35 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API
So testen wir die Whisky-Kühlsteine
Das Material
Die Wahl der Gläser ist schnell gefällt: Wir wollen die Kühlsteine in einem Whiskey-Tumbler ausprobieren – ein Nosing-Glas würde auch zu wenig Platz bieten. Die Perfect Serve-Gläser von Spiegelau & Nachtmann bieten die perfekten Voraussetzungen für unseren Test: Sie sind massiv gefertigt und verfügen über einen dicken Glasboden. Das hilft ihnen dabei, die Kälte lange zu speichern. Wenn ein Whisky-Stein nicht gut kühlt, dann kann er die Schuld schon mal nicht auf das Glas schieben. Mit einem Durchmesser von über 8 cm sind die Perfect Serve-Tumbler zudem auch groß genug für die 5-cm-Eiswürfel.
Aus Gründen der Genauigkeit entscheiden wir uns für digitale Thermometer. Mit ihnen wollen wir messen, wie viel Grad die Steine den Whisky herunterkühlen. Mit einer Stoppuhr halten wir alle drei Minuten die Temperatur jedes Whiskys fest und notieren den Wert dann in einer Datentabelle. So sehen wir auch, wie schnell die Kühlwirkung einsetzt und wie lange sie anhält.
Fehlt noch ein passendes Dram: Whisky-Kühlsteine sind natürlich prädestiniert für einen Einsatz in Blended Scotch, Bourbons oder Rye. Diese Whisky-Sorten möchte man gerne ein paar Grad kälter genießen. Aber auch manche Single Malts profitieren von einer leicht gekühlten Servierform. Siehe dazu unser Artikel über die perfekte Temperatur von Whisky. Wir entscheiden uns wegen des winterlichen Themas für den Johnnie Walker White Walker, jeder andere Whisky wäre aber auch gegangen.

Der Versuchsaufbau
Der Versuchsaufbau ist einfach: Wir kühlen den Whisky nicht vor, sondern schenken ihn bei Zimmertemperatur (in unserem Redaktionsbüro herrschen gemütliche 22° C) in die vier Gläser. Da eine Menge von 2cl in den Tumbler-Gläsern kaum messbar wäre, entscheiden wir uns für Proben á 4 cl Whisky pro Glas, also ein doppeltes Dram.
Anschließend kommen die Eiswürfel und Kühlsteine gleichzeitig in die Probegläser. Und zwar jeweils im möglichst gleichen Größenverhältnis, denn sonst wäre die Wertung hinterher durch das unterschiedliche Volumen der Testkandidaten verzerrt:
- 2x Edelstahl-Eiswürfel (Volumen 31,25 cm³)
- 4x Specksteine (Volumen 32 cm³)
- 2x Eiswürfel normal (Volumen 36 cm³)
- sowie zusätzlich: 1x Eiswürfel XXL (Volumen 125 cm³)
Sofort nach dem Einlegen starten wir die Stoppuhr und beginnen mit der Temperaturmessung. Was wird wohl im Test der Steine herauskommen?

Die Ergebnisse unseres Whisky-Steine-Tests
Kaum sind die Kühlsteine und die Eiswürfel im Testglas, schon sinkt die Temperatur auf dem Thermometer von anfänglich 22 Grad Celsius rapide ab: Der Wettlauf gegen die Zeit beginnt!
Speckstein-Kühlsteine
Die vier Whisky-Steine von Gourmeo aus Speckstein kühlen schnell, aber nicht besonders stark: Nach drei Minuten erreichen sie ihre maximale Kühlleistung bei einer Temperatur von 16,1 Grad. Sie haben den Whisky somit um gerade einmal 6 Grad herunterkühlen können. Danach steigt die Temperatur langsam, aber beständig wieder an. Der Whisky fühlt sich schon nach einer guten Viertelstunde kaum mehr gekühlt an. Nach einer Stunde hat die Probe mit den Speckstein-Würfeln eine Temperatur von warmen 19,6 Grad.
Edelstahl-Kühlsteine
Die zwei Edelstahl-Kühlsteine von Le Flair lassen die Temperatur im Whiskyglas deutlich fallen: Von 22 Grad geht es in nur 3 Minuten auf 12,3 Grad herunter. Der kälteste Punkt ist nach 9 Minuten bei 9,5 Grad erreicht. Zu diesem Zeitpunkt fühlt sich der Whisky schön gekühlt an, sollte dann allerdings auch bald genossen werden. Denn die Temperatur steigt danach stetig wieder an. An der Kurve in unserer Grafik ist dies gut zu erkennen. Nach einer Stunde hat der Whisky eine Temperatur von 17,9 Grad und ist somit fast so warm wie die Probe mit Speckstein-Kühlwürfeln.
Eiswürfel normal
Die normal großen Eiswürfel kühlen zügig: Nach sechs Minuten beträgt die Temperatur des Whiskys nur noch 6,1 Grad Celsius. Der Tiefpunkt ist nach 21 Minuten bei 2,5 Grad erreicht. Da sind die beiden 3x3x2 cm großen Eiswürfel aber auch schon fast komplett geschmolzen – folglich geht es mit der Temperatur hinterher auch schneller wieder nach oben. Nach einer Stunde hat der Whisky dennoch eine Temperatur von 12,6 Grad Celsius und fühlt sich somit immer noch gekühlt an.
Eiswürfel XXL
Am stärksten kühlt der XXL-Eiswürfel: Nach drei Minuten hat der Whisky eine Temperatur von nur noch 4,7 Grad, nach neun Minuten sind es 1,6 Grad und der Nullpunkt wird nach 18 Minuten erreicht. Hierbei kommen dem XXL-Eiswürfel die größere Oberfläche und das größere Volumen zugute. Es gelingt ihm so, den Whisky auf -0,5 Grad zu kühlen und die niedrige Temperatur über lange Zeit zu halten. Nach einer Stunde ist der XXL-Würfel immer noch nicht komplett geschmolzen und die Temperatur liegt relativ stabil bei 1,2 Grad Celsius.

Wie stark verwässern Eiswürfel einen Whisky?
Im Test fällt auch ein deutlicher Nachteil von Eiswürfeln schnell auf: Sie verwässern beim Schmelzen den Whisky teilweise deutlich.
Die normal großen Eiswürfel sind nach 27 Minuten komplett geschmolzen. Aus 4 cl Whisky sind 6 cl Flüssigkeit geworden. Je nach Stärke des Whiskys ist das durchaus noch akzeptabel.
Anders sieht es beim XXL-Eiswürfel aus: Er ist nach etwas über einer Stunde geschmolzen und verwandelt 4 cl Whisky in 12 cl Flüssigkeit. Ein Teil Whisky auf zwei Teile Wasser? Diese Mischung klingt wohl nur für Highball-Liebhaber aus Japan verführerisch.
Allerdings wird wohl kaum jemand seinen Drink tatsächlich eine Stunde in der Hand halten. Genießt man den Whisky stattdessen bereits nach 12 Minuten bei einer Temperatur von 1,3 Grad Celsius, dann hat man 5,5 cl im Glas, lediglich 15 ml Wasser sind also zum Dram hinzugekommen. Das dürften selbst viele Whiskys mit nur leicht gehobener Stärke von beispielsweise 43 oder 46 % Alkohol verkraften.
Insgesamt sollte man die Verwässerung des Whiskys also auch nicht überbewerten. Es dauert eine ganze Weile bis ein Blend oder Bourbon so stark verwässert ist, dass er gar nicht mehr schmeckt. Natürlich gibt es Unterschiede und so hat man bei stärker abgefüllten Whiskys häufig etwas länger Zeit und kann seinen Drink ganz in Ruhe genießen. Bei Whiskys mit 40 % kann man sich schnell etwas gehetzt fühlen, wenn das Eis im Glas schmilzt und der Drink immer wässriger wird – auch deshalb greifen viele Genießer lieber zu Kühlsteinen.
Fazit: Whisky-Steine aus Edelstahl kühlen besser
Die beiden Eiswürfel hängen die Kühlsteine im Test deutlich ab: Sie kühlen stärker und länger. Sind Whisky-Steine deshalb überflüssig? Keineswegs! Denn die stärkere Kühlung kommt beim Eis mit viel Schmelzwasser daher. Das verträgt nicht jeder Whisky gleich gut und so ist es nur verständlich, dass viele Whisky-Genießer lieber auf Kühlsteine setzen, welche die Temperatur senken ohne den Drink zu verwässern.
Festhalten können wir auch: Die Edelstahl-Kühlsteine sind deutlich besser als ihre Konkurrenz aus Speckstein. Sie kühlen bei gleichem Volumen fast doppelt so stark. In der Folge braucht man weniger Whisky-Steine pro Glas und kann bei gleicher Anzahl an Kühlsteinen mehr Drinks servieren.
Bei der Kaufentscheidung für ein Whisky-Kühlsteine-Set sollte man sich allerdings auch überlegen, wie stark man seinen Drink üblicherweise herunterkühlen möchte: Geht es nur darum, einen Single Malt etwas zu temperieren, dann haben auch Whisky-Steine aus Speckstein oder Granit ihre Berechtigung. Wer mehr Kühlleistung ohne Verwässerung möchte, kommt um die Edelstahl-Eiswürfel aber nicht herum.
Auch für die klassischen Eiswürfel gibt es gute Argumente: Dann nämlich wenn zum Beispiel ein Barrel-Proof-Whiskey ins Glas kommt, also ein besonders hochprozentig abgefüllter Bourbon oder Rye in Fassstärke. Erst letztens hatten wir den Four Roses Single Barrel im Glas und haben uns darüber gefreut, dass das schmelzende Eis diesen würzig-scharfen Bourbon von Minute zu Minute weicher und zugänglicher machte. Die Kälte hilft dabei, andere Aromen hervorzuheben, das Wasser öffnet den Whiskey und sorgt immer wieder für neue Eindrücke – am Ende hängt es von den persönlichen Vorlieben ab, ob man seinen Whisky oder Whiskey lieber mit Kühlsteinen oder mit Eis kühlt.
Aktualisiert am 3.10.2023 um 20:35 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API
10 Kommentare
Kleiner Tipp für all diejenigen, welche ihren Whiskey gerne gekühlt trinken: Man kann die Whiskey-Flasche ja auch einfach in den Kühlschrank stellen / legen und das Getränk nach dem Einschenken zuerst ein wenig antemperieren lassen 😉
Persönlich würde ich meinen Single Malt Whisky aber niemals herunterkühlen, sondern rieche und trinke ihn lieber bei Zimmertemperatur. Slainte!
So lernt man dazu. Ich kühle Whisk(e)y zwar nicht, kann die Kenntnisse aber gut für anderes verwenden. Besten Dank.
Nur die Rechnung mit den Eiswürfeln ist mir noch nicht ganz aufgegangen. 36 cm³ Eis sollten etwa 32,5 cm³ kaltes Wasser ergeben. Zusammen mit den 4 cl Whisky sind aber nur 6 cl Flüssigkeit im Glas?
Verdunstet euer Whisky so leicht oder hat da während des Tests schon wer gekostet?
Hallo Othmar,
wir freuen uns, dass wir Dir weiterhelfen konnten. Zu deiner Frage: Ich könnte mir vorstellen, dass vielleicht Lufteinschlüsse in unseren ganz herkömmlich hergestellten Eiswürfeln waren. Könnte das nicht einen Unterschied ausmachen?
Wir haben jedenfalls ziemlich genau gemessen und auch nicht zwischendurch probiert (auch wenn der Whisky verführerisch duftete).
Viele Grüße
Lukas vom Malt Whisky Magazin
Vielen Dank für euren interessanten Artikel 🙂 Hat mich gefreut mal ein so schön wissenschaftlich durchgeführtes Experiment bei meiner Internet-Recherche zu finden und hat auf jeden Fall meine Frage beantwortet, ob sich Whisky-Steine für unseren Gebrauch lohnen oder nicht.
Danke für die gut aufbereitete Information. Und lobend erwähnen möchte ich die sachlich geführte Diskussion bzw. den respektvollen Meinungsaustausch hier. Das ist man im Internet heutzutage nicht mehr gewohnt, da ansonsten vielerorts auf sehr tiefem, untergriffigem Niveau gewütet wird.
Liebe Kollegen
ist es im Endeffekt nicht jedermanns eigene Entscheidung und Geschmack, wie er seinen Whisky genießen will? Wenn einem gekühlt besser schmeckt, warum sich damit verstecken? Man trinkt ihn ja nicht zur Schau, sondern zum Eigengenuss.
Gruss
Lukasz
Wer sich auch nur am Rande mit dem Thema Sensorik beschäftigt – geschweige denn diejenigen, die dies beruflich tun – wird nie auf die Idee kommen, einen qualitativ hochwertigen Whisky künstlich zu kühlen. Weder mit Eis noch Steinen. Man legt ja auch keinen guten Käse, Schinken, Wein o.ä. ins Eisfach! Aromaentfaltung geht anders – und mit Sicherheit nicht im dicken, vereisten Tumbler.
Whiskys, die Eis brauchen sind sicher keine Qualitatsgranaten.
Danke für Ihren Kommentar! Man kann das Thema Kühlung definitiv auch anders sehen. Schließlich wird Weißwein doch auch gekühlt und niemand würde auf die Idee kommen einen edlen Champagner lauwarm zu servieren, um mal beim Beispiel zu bleiben. Auch viele kräftige Rotweine vertragen eine leichte Kühlung. Es hat also nicht unbedingt mit der Hochwertigkeit zu tun, sondern mit dem persönlichen Geschmack, mit der Genusssituation und teilweise auch mit Konventionen.
Auch wir würden die meisten Single Malt Whiskys bei Zimmertemperatur (die ja durchaus unterschiedlich hoch sein kann, deshalb hier das Stichwort der Temperierung im Fazit unseres Artikels) verkosten, weil sich so die meisten Aromen herausschmecken lassen. Aber einen Bourbon, Rye Whiskey oder einen ausgewählten Scotch Blend zum Feierabend lässt sich doch sehr gut auch gekühlt oder auf Eis genießen.
Und deshalb sind diese Whiskey-Sorten doch keineswegs generell weniger hochwertig. Zu manchen Whiskys/Whiskeys passt eben Eis sehr gut und zu anderen weniger gut – anders ist es beim Wein doch auch nicht. Um vereiste Tumbler muss man sich bei der Verwendung von Whisky-Steinen im Übrigen keine Sorgen machen: die Temperaturen sind ja weit vom Gefrierpunkt entfernt…
Viele Grüße
Lukas von Malt Whisky
Hallo Lukas, besten Dank für Ihre ausführliche Antwort. Um es zu konkretisieren und nicht missverstanden zu werden: subjektive Vorlieben mal außen vor gelassen (… und vollkommen toleriert!), aber ein sensorisch komplettes Geschmacks-Panel gibt es beim Whisky in keiner Destillerie gekühlt. Da stellt es jedem Masterdestiller oder Blendmaster bei der Erstellung der Beschreibungen die Haare auf.
Und als rein subjektive Meinung: Bei den billigeren Bourbon kann ich dies ja noch nachvollziehen, aber einen Top-Pot-Still-Bourbon mit Eis?
Wie dem auch sei, Geschmäcker sind verschieden – und dem Team von maltwhisky.de ein Danke für die vielen spannenden – auch zu Diskussionen anregenden 😉 – Artikel! Weiter so und Slainthe!
Jetzt verstehe ich, wo das Missverständnis liegt! Beim Tasting eines Single Malts absolute Zustimmung: Natürlich ungekühlt aus dem Nosing-Glas, anders lassen sich die Aromen doch nicht vollständig erkennen und man riecht und schmeckt deutlich weniger. Alle Tastings für Malt Whisky führen wir so durch.
Hier geht es doch aber um den entspannten Genuss zum Feierabend (deshalb der Tumbler und nicht das Nosing-Glas) und vorrangig um Scotch Blends, Bourbons, Irish oder Rye Whiskeys.
Ich empfehle einfach den Versuch: Einen beliebigen Premium-Bourbon oder Rye (z.B. Four Roses Single Barrel, Jack Daniels Single Barrel, 1776 Rye Barrel Proof) mit erhöhter Drehzahl einmal mit Eis und einmal ohne genießen. Es ist natürlich individuell, aber mir persönlich schmecken diese starken Varianten gekühlt und mit der leichten Verdünnung einfach besser. Wie gesagt eben als entspannter Drink zum Feierabend und nicht als Tasting mit Stift und Block!
Viele Grüße
Lukas