Die richtige Whisky-Temperatur hat auf das wie Aromen beim Tasting wahrgenommen werden einen großen Einfluss. Hierauf wird bei den meisten Verkostungen hingegen kaum geachtet. In diesem Guide wollen wir klären, welches die beste Trinktemperatur für schottischen Whisky ist und ob sich das Experimentieren damit lohnt.
Inhaltsverzeichnis
Was ist die richtige Temperatur zum Genuss von Whisky?
Faustregel: Whisky schmeckt häufig im Temperaturbereich zwischen 18 und 22 Grad Celsius am besten.
Diese pauschale Aussage trifft jedoch auf einige Einschränkungen: Einerseits ist der Einfluss der Temperatur auf den Geschmack stark von dem jeweiligen Whisky und seiner Charakteristik abhängig. Andererseits hängt es auch von den persönlichen geschmacklichen Vorlieben ab, bei welcher Temperatur einem ein bestimmter Single Malt oder Scotch Blend besonders gut schmeckt.
Wirken die Aromen des Whiskys dabei noch etwas verschlossen, kann man das Tasting-Glas und somit den Whisky darin in der Hand erwärmen und ihm mit diesem Trick häufig noch weitere Geschmacksnoten entlocken. Ein weiterer Tipp von Experten: Die Zugabe von Wasser in den Whisky zur Verbesserung des Geschmacks funktioniert tatsächlich und ist inzwischen sogar wissenschaftlich belegt.
Wie schmeckt Whisky, wenn man ihn kalt trinkt?
Wenn man Whisky bei Kühlschrank-Temperatur, also etwa 4 bis 10 Grad genießt, ändern sich die wahrgenommenen Aromen deutlich. Durch die Kälte werden einige Aromen eingeschlossen und andere treten in den Vordergrund:
- Größere Geschmacksmoleküle aus der Lagerung in Eichenholzfässern, wie zum Beispiel Aromen von Nüssen, Gewürzen und Schokolade treten bei einem kühlem Whisky zum Beispiel in den Hintergrund.
- Kleinere Moleküle, die für pikante und florale Aromen verantwortlich sind, werden hingegen stärker wahrgenommen.
Im Mund hat kalter Whisky einen doppelten Effekt: So reduziert Kälte die Wahrnehmbarkeit von Süße, Umami und Bitterkeit. Gleichzeitig sind saure und salzige Aromen deutlich besser wahrnehmbar, was den Whisky pikanter wirken lässt. Theoretisch könnten rauchige und maritime Whiskys wie ein Oban 14 Jahre oder ein Highland Park 12 Jahre also von einer Kühlung profitieren. Klingt nach einem spannenden Experiment. Doch in der Praxis überwiegen wahrscheinlich die Nachteile.
Denn ein zu kalter Whisky kann seine Aromen im Mund insgesamt schlechter entfalten und schmeckt daher schnell flach. Bei Scotch Blends minderer Qualität kann es dagegen ganz angenehm sein, wenn man weniger der häufig alkoholischen Noten schmeckt – ein Eiswürfel im Glas kann bei dieser Whisky-Sorte durchaus Wunder wirken.
Wie schmeckt Whisky, wenn man ihn warm trinkt?
Erwärmt man seinen Whisky im Glas auf ungefähr 25 Grad wird sich ebenfalls eine andere geschmackliche Wahrnehmung des Whiskys einstellen. Im Gegensatz zu einem kalten Whisky kommen beim warmen Whisky mehr Geschmacksmoleküle zur Geltung:
- Insbesondere süße, malzige und torfige Aromen profitieren von einer etwas höheren Temperatur des Whiskys.
Bei lange im Holzfass gelagerten Whiskys soll Wärme einen besonders großen Effekt haben. Durch die längere Lagerzeit hatten diese Whiskys viel Zeit, um Restsüße, Tannine und Polyphenole aus dem Eichenholz aufzunehmen. Durch eine höhere Temperatur werden diese Bestandteile stärker im Mund wahrgenommen, was zu einem intensiveren Mundgefühl und einer volleren Wahrnehmung des Whiskys führt.
Wer also einen 25 oder 30 Jahre alten Single Malt im Glas hat sollte diesen durchaus erst mal etwas warm werden lassen, um alle Aromen vollends genießen zu können.
Fazit: Das Experimentieren mit der Whisky-Temperatur lohnt sich
Wer seinen Whisky bei einer normalen Raumtemperatur von 18 bis 22 ° C verkostet liegt bei den meisten Abfüllungen nicht falsch. Dennoch kann sich das Experimentieren mit der Temperatur der Spirituose lohnen. Insbesondere bei Scotch Blends haben wir die Erfahrung gemacht, dass diese manchmal auf Eis etwas besser schmecken. Angenehmer Nebeneffekt ist das Schmelzwasser, welches den Whisky zugleich aufschließt.
Bei alten Single Malts ist das Gegenteil der Fall: Hier hilft es den Whisky nicht nur an der Luft atmen zu lassen, sondern auch ihn bei einer etwas höheren Temperatur zu genießen. Mehr Aromen finden aus dem Glas den Weg an den Gaumen – ein exzellenter Malt wird zum vollendeten Genusserlebnis. Dabei sollte man den Whisky jedoch nie zu warm werden lassen, da auch dies den Genuss eintrüben kann.
5 Kommentare
Zunächst einmal Respekt und Danke! Das Thema sehe ich hier erstmals angegangen. Und es ist ein relevantes! Ich “starte” tatsächlich gerne etwas “kühler”. Fünfzehn Grad vielleicht. Alkoholische Getränke adaptieren relativ schnell Zimmertemperatur. Und “kippen” wird ich ein Glas “vom Guten” hoffentlich sowieso nicht! Gerade bei peated Malts wie Ardbeg oder Laga 8 kann man so ein wunderbares Spektrum an Noten und Notenveränderung erleben innerhalb von, sagen wir mal 20-30 Minuten. Und den Phenol-Quatsch nehme ich eh nicht so ganz ernst. Die meisten Nosings haben eine Form, die sich auch super in der Hand wärmt (wenn’s denn schneller gehen soll…). Aber Achtung! Körpertemperatur normal-Mensch = 37°
Ich hole die Whiskys, die ich am Abend genießen möchte, immer schon im Laufe des Tages aus dem Keller (wo sie lagern), denn auch ich bin ein Verfechter des Trinkens bei Zimmertemperatur.
Im Nosingglas aus dem abgedunkeltem Regal -Keller
” Zimmertemperatur “
Vielen Dank für Ihren Kommentar. Das ist natürlich ideal, wenn man die Möglichkeit hat den Whisky im Keller zu lagern. Für die Lagerung wird ja ohnehin ein eher kühler und lichtarmer Raum empfohlen, außerdem hat der gute Tropfen so auch gleich eine gute Trinktemperatur.
Viele Grüße
Samuel
Ich Wärme meine Whiskys im Nosingglas mit der Hand etwas an.