Wenn ein Cowboy früher durch die trockene Prärie ritt, dann freute er sich auf nichts mehr, als auf einen schönen Schluck Whiskey abends im Saloon. Dort kam dann vieles ins Glas, aber kein Bulleit Bourbon. Denn die Marke bezeichnet sich selbst zwar als Frontier Whiskey und kommt in einer schicken Retro-Flasche daher, ist ansonsten aber durch und durch modern. Wir haben den Bulleit Bourbon probiert und verraten, ob er sich lohnt!
Natürlich gibt es auch um Bulleit Bourbon eine alte Legende. Sie spielt sogar wirklich im Wilden Westen: In den 1830er Jahren hatte demnach der Kneipenbesitzer Augustus Bulleit in Louiville in Kentucky die Idee, einen einzigartigen Bourbon zu brennen, der sich durch hochwertigen Zutaten vom sonst üblicherweise verkauften Fusel abheben sollte.
Nach unzähligen Versuchen mit kleinen Abfüllungen gelang ihm schließlich der Durchbruch und er konnte sein Geschäft bis in die 1860er Jahre hinein aufbauen. Doch dann schlug das Schicksal unbarmherzig zu: Während er seinen einzigartigen Whiskey von Kentucky nach New Orleans transportierte, verschwand Mr. Bulleit spurlos. Bis heute sind die Umstände seines Ablebens ungeklärt. Gut möglich, dass ihn einige Konkurrenten aus dem Weg geräumt oder sich Banditen seinen Whiskey unter den Nagel gerissen haben.
Es vergingen rund 150 Jahre bis Tom Bulleit, der Ur-Ur-Enkel von Augustus zusammen mit dem Spirituosen-Konzern Diageo das Vermächtnis fortführen konnten. Im Jahr 2013 wurde Bulleit Bourbon als Marke wiederbelebt.

Was steckt drin, wo Bulleit Bourbon draufsteht?
Der Bulleit Frontier Bourbon wird angeblich nach dem 150 Jahre alten Rezept von Augustus Bulleit hergestellt. Hier sind natürlich Zweifel angebracht: Denn so wurde Whiskey im Wilden Westen viel weniger gefiltert und häufig kaum gelagert. Nach dem Transport in den Holzfässern in die nächste Kneipe ging der Bourbon direkt in den Ausschank.
Die Rückbesinnung auf eine alte Tradition lässt sich am ehesten bei der Mash Bill des Bulleit Bourbons ablesen: Sie besteht zu 68 % aus Mais, der Roggenanteil ist mit 28 % relativ hoch. 4 % gemälzte Gerste ergänzen die Mischung und sorgen für eine reibungslose Maische. Es handelt sich bei Bulleit also um einen High-Rye-Whiskey (wer es noch würziger mag, sollte den Bulleit Rye probieren, dessen Mash Bill zu 95 % aus Roggen besteht).
Wer die Bulleit Distillery in Kentucky besuchen wollte, suchte bis vor wenigen Jahren vergeblich. Erst im Sommer 2017 wurde eine Brennerei in Shelbyville, Kentucky, eröffnet. Doch wo kam dann die ganzen Jahre der Whiskey her?
Die Antwort heißt Sourcing: Bulleit Bourbon wird nach Vorgabe in anderen Brennereien hergestellt und dann unter dem Markennamen verkauft. Die Frage, wo genau Bulleit Bourbon denn nun gebrannt wird, kursiert schon länger. Früher wurde der selbst ernannte Frontier Whiskey wohl bei Four Roses in Kentucky gebrannt. Doch es gibt auch Gerüchte, dass ebenso Teile des Whiskeys bei Brown-Forman, in der Barton Distillery oder bei Jim Beam entstehen. Es gibt eben viele große Brennereien in Kentucky.
Mit etwas stärkeren 45 % Alkohol kommt der Bulleit Bourbon ohne Farbstoffe oder Aromen in die kultige Retro-Flasche bzw. jetzt in unsere Nosing-Gläser.

Unser Tasting des Bulleit Bourbon Whiskey
Wie riecht er?
In der Nase hat der Bulleit Whiskey einen milden und zugleich kräuterig-würzigen Charakter. Mit Vanille und Karamell sind zunächst klassische Bourbon-Aromen am Zug. Sie werden ergänzt um Schlagsahne und etwas Zimtzucker. Der Mittelteil ist geprägt von kräuterigen Duft, der uns an Salbei und Eukalyptus erinnert. Eine grasige Note kommt hinzu. Im dezent-würzigen Abgang ist das Eichenholz gut eingebunden.
Wie schmeckt er?
Im Tasting gelingt dem Bulleit Bourbon ein spannender Dreiklang: Zum Auftakt sind vor allem sind vor allem die süßen Noten präsent. Wir schmecken Vanille, dann kommt die Säure eines Apfels hinzu. Der Mittelteil ist kräuterig, wir denken an Estragon und Salbei, auch wenn die Noten eher schwer aus der Mischung zu isolieren sind. Hinten wird der Bulleit Bourbon trocken mit ausgeprägt würzigen Holznoten, die teilweise ins kohlig-verbrannte tendieren. Eine Spur bittere Orangenschale ist der letzte Gruß vor dem holzbetonten Abgang.
Aktualisiert am 21.09.2023 um 23:08 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API
3 Kommentare
Der Test macht Lust auf mehr, tolle Bilder! Welches Glas habt ihr hier benutzt?
Hallo Tim,
vielen Dank für dein Lob! Normalerweise verwenden wir immer gezielt ein bestimmtes Glas, welches dann auch zum Whiskey passt.
Bei diesem Fotoshooting habe ich mir aber einfach irgendein Glas aus unserem Fundus gegriffen. Es hat keine Beschriftung, deshalb weiß ich leider nicht, von welchem Hersteller es stammt.
Viele Grüße
Lukas vom Malt Whisky Magazin
Hallo Lukas,
ich dachte zu erst, dass es das Glencairn Canadian ist. Nach ein bisschen Recherche scheint es aber eher ein Spey Tumbler zu sein.
Schönen Gruß
Tim