„Ein Kapitän und sein Maat haben seit längerem Streit miteinander. Der Maat trinkt gerne mal einen über den Durst und der Kapitän will das nicht länger dulden. Als der Maat wieder mal betrunken ist, trägt der Kapitän ins Logbuch ein: Heute, 10. April – der Maat ist betrunken. Als der Maat während der nächsten Woche diesen Eintrag liest, wird er erst wütend, dann überlegt er kurz. Schließlich trägt er ins Logbuch ein: Heute, 13. April – der Kapitän ist nicht betrunken.“
Es war schon ein kräftiger Seemann, den das Internet zu uns gespült hat: Die Rede ist vom Talisker Storm, den wir jüngst verkosten durften. Schon das Äußere von Karton und Flasche kündigt mit dunklen Wolken das Heranziehen eines Unwetters an. Wild und ungestüm bricht sich auf dem Foto die Brandung am Felsen. Im Vergleich zum Talisker 10 Jahre ist die Gestaltung des Etiketts weniger klassisch, aber auch etwas schlicht geraten. Das helle Etikett wirkt in unseren Augen etwas hochwertiger. Doch die aufgefrischte Gestaltung könnte auch einen Grund haben: Vermutlich versucht die Marketingabteilung von Talisker mit dem Storm eher den Nachwuchs-Whiskytrinker anzusprechen. Wir fühlen uns da einfach mal angesprochen!
Die Talisker-Destillerie ist übrigens die einzige Brennerei auf der Isle of Skye, einer kleinen Insel vor der Küste Schottlands. Sie wurde 1831 von den Brüdern Hugh und Kenneth MacAskill in Carbost am Ufer des Loch Harport gegründet. Das Anwesen Talisker House, wenige Kilometer westlich in den Bergen, war namensgebend für die Destillerie. Nach einer wechselvollen Geschichte mit vielen Besitzerwechseln gehört Talisker heute zum Spirituosenhersteller Diageo.
Ist der Talisker Storm ein Nachwuchs-Whisky?
Der Talisker Storm ist aber nicht nur von der Gestaltung jünger als sein zehnjähriges Pendant, sondern auch vom Inhalt: Es ist ein Single Malt-Whisky ohne Altersangabe. Es ist also zu vermuten, dass die enthaltenen Malts jünger als 10 Jahre sind. Wie wird sich das im Tasting bemerkbar machen? Schmeckt der Talisker Storm spürbar “jünger”?

Unser Tasting des Talisker Storm
Wie riecht er?
Beim Geruch zeigt sich schnell, mit welchen Wassern der Talisker Storm gewaschen ist: Rauch, Torf, trockenes Holz, aber auch Salz sind zu erschnuppern. Verbrannte Noten mischen sich hinzu, die Assoziation von trockenem Treibholz schwebt im Raum. Es ist der unverkennbare Geruch eines Insel-Whiskys.
Wie schmeckt er?
Beim Geschmackstest fällt gleich die große Trockenheit auf. Der Talisker Storm ist rauchig, torfig, mit leicht zitronigem Kitzeln in der Nase und Anklängen an Kiefernharz. Salzige Noten gesellen sich dazu, die ins Scharfe übergehen. Es folgt ein feuriger, leicht metallischer Nachgeschmack. Schon beim zweiten Schluck wird unser Mundraum trocken, ein Schluck Wasser muss her.
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Aktualisiert am 22.09.2023 um 06:34 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API
Whisky-Duell: Talisker Storm vs. Talisker 10 Jahre
Im Vergleich zum Talisker 10 Jahre präsentiert sich der Storm insgesamt rauchiger und etwas dynamischer. Der Geschmack breitet sich schnell im Mund aus, verhallt aber auch schneller. Wo beim 10-jährigen Talisker leichte Wacholdernoten mitschwingen, die sich mit dezenterem Rauch und Salz zu einem komplexen Geschmacksbild mischen, kommt der Storm schneller auf den Punkt. Die Unterschiede im Geschmack lassen sich vielleicht am besten mit dem Gegensatz “rasant” vs. “elegant” beschreiben. Der Storm als Jungspund nimmt schnell Fahrt auf, hat aber weniger Tiefe. Der “erfahrene” 10-jährige lässt sich mehr Zeit und kann dadurch komplexere Aromen entfalten.
Soll ich den Talisker Storm kaufen?
Bleibt die Frage zu welcher Flasche man greifen sollte: Preislich liegen die beiden Talisker etwa gleich auf. Der Storm ist für rund 36 Euro zu haben, den 10-jährigen Talisker gibt es für etwas über 30 Euro plus Versand. Gerade wegen des geringen Preisunterschieds werden wohl viele doch zum klassischen Talisker greifen. Er bietet eine größere Reife und Komplexität. Der Talisker Storm müsste an der Kasse durch einen niedrigeren Preis auftrumpfen, um ernsthaft Boden gut zu machen. Beide Whiskys haben ihren eigenen Charakter – wir finden den 10-jährigen deutlich runder und raten zu diesem Age-Statement.
Darf es noch etwas rauchiger sein? Dann ist vielleicht der Talisker Dark Storm einen Blick bzw. Schluck wert. Es handelt sich dabei angeblich um den rauchigsten Talisker der Welt – und ebenfalls um einen No-Age-Statement Whisky.
5 Kommentare
Vor kurzem im Direktvergleich getestet (10 Jahre/Skye/Storm) Der alte 10-jährige ist einfach nicht zu toppen, schön ölig und komplex. Der Skye ist easy drinking, nicht wirklich schlecht, aber hat man vorher den 10-jährigen getrunken packt man den nicht mehr an. Tja und der Storm…kräftiger jugendlicher Antritt, schnell verpufft und zurück bleibt irgendwie nichts.
Es ist so. Der 10y ist der Altbackene. Der den wir kennen. Dass was rauchige Liebhaber mögen. Langweilig, einfach und bekannt.
Doch was der Storm bietet, sucht ihresgleichen. Einfach nur fantastisch. Einfach ein Traum, eine wahre Freude im Mund. Wie der Name schon sagt. Ein wahres Feuerwerk (Storm) im Mund. Bravo zum Mut dieses Single Malt.
Hallo Biff,
danke für deine Einschätzung zum Talisker Storm! Dieser Whisky ist tatsächlich etwas wilder von den Aromen. Ich finde aber, dass auch der Talisker 10 Jahre seine Qualitäten hat und nicht “langweilig” oder “altbacken” ist. Der 10er ist in meinen Augen ausgewogener und bringt eine Spur mehr Reife mit. Beide Talisker-Abfüllungen haben aber zu Recht ihre Fans!
Viele Grüße
Lukas vom Malt Whisky Magazin
Hi,
Fantastisch beschrieben danke. Ich habe diesen Whisky vor eurem Blog probiert und finde alles beschriebene exakt wieder.
Ihr seit Kenner und ich Whisky Neueinsteiger aber rum und Cognac Trinker. Auf dieser Basis als sensoriker von hochwertigen Spirituosen also schon erprobt :-).
Danke für euren Blog der Macht Spaß und ich werde hier nicht zum letzten Mal etwas schreiben
Gruß
Jay
Hi,
stimme zu – super umschrieben. War im August 2019 bei Talisker und konnte den Storm verkosten.
Ohne dies auch nur annähernd so gut umschreiben zu können, stimme ich dem Review voll zu.
Man schmeckte den Rauch und das Wilde sehr stark. Feine Noten habe ich vermisst.
Gestern Abend (20. September 2019) saß ich auf meiner Terasse, habe ein kleines Holzfeuer angezündet und zur untergehenden Sonne einen Talisker 10y getrunken. Mitbringsel aus dem
Schottlandurlaub.
Obwohl eine gute Zeit dazwischen liegt, kam mir der Talisker 10 deutlich stimmiger vor. Klar ist Salz sehr stark, auch Rauch und die starke Intensität, die an das Unwetter bei meiner Abreise von Skye erinnert. Dennoch bleibt etwas Raum für Zwischentöne und abschweifende Gedanken.
So mag ich es, Schottland und den Whisky.
Schönen Gruß
Felix