“Macht Platz ihr Landratten, hier kommt der Käptn!” – so oder so ähnlich könnte der Ausspruch heißen, mit dem der Talisker 10 Jahre aufs Deck stürmt. Der Single Malt von der Isle of Skye macht aus seiner Nähe zum Meer kein Geheimnis: Feiner Rauch und eine ordentliche Portion Meersalz prägen das Aroma des Talisker 10 Jahre. Was hat der beliebte Insel-Whisky im Tasting noch zu bieten?
Die dramatische Natur der Isle of Skye vor der Westküste Schottlands bildet die Kulisse für die charaktervollen Single Malts von Talisker. In der Destillerie am Ufer des Loch Harport wird bereits seit 1830 Whisky gebrannt. Damit ist Talisker eine der traditionsreichsten Brennereien Schottlands.
Die ersten 50 Jahre waren von Pleiten, Besitzerwechseln und einem Betrugsfall geprägt (ein gewisser J.R.W. Anderson soll Whisky verkauft haben, der gar nicht mehr im Lager war). Doch das ist lange her und inzwischen werden unter dem Dach des Spirituosenherstellers Diageo jedes Jahr rund 2,7 Mio. Liter Alkohol gebrannt.

Talisker steht für mittelstark getorfte Whiskys mit maritimen Noten
Die Gerste für Talisker wird mit 18-20 ppm getorft. Davon kommen ungefähr 5-7 ppm nach der Maische und dem Brennvorgang im New Make an. Mit diesen Werten sind die Whiskys von Talisker deutlich weniger stark torfig als bekannte Islay-Rauchmonster wie Laphroaig (35 ppm), oder Ardbeg (55 ppm). Diese etwas dezentere Rauchigkeit in Kombination mit maritimen, salzigen Noten haben sicher dazu beigetragen, dass die Single Malts von Talisker so beliebt sind.
Lange Zeit war der Talisker 10 Jahre die jüngste Abfüllung der Destillerie. Inzwischen hat er mit dem Talisker Skye und dem Talisker Storm zwei jüngere Geschwister bekommen, die ebenfalls um die Aufmerksamkeit von Whisky-Einsteigern und Genießern buhlen. Nach oben hin lässt sich die Entdeckungsreise mit dem reifen Talisker 18 Jahre und dem raren Talisker 25 Jahre fortsetzen. Vom Talisker 10 Jahre gibt es derweil noch eine interessante Variante: So wird die gleich alte Talisker Distillers Edition in spanischen Amoroso-Sherryfässern nachgereift.
Was steckt drin, wo Talisker 10 Jahre draufsteht?
Die Maische für den Talisker 10 Jahre reift für 65-75 Stunden, bevor in den fünf Brennblasen der Destillerie der Single Malt Whisky gebrannt wird.
Das ausgefeilte Kühlsystem während des Brennens und die spezielle Form des Lyne-Arms an den Brennblasen sorgen dafür, dass der Kupferkontakt des Whiskys höher ist, als in anderen Destillerien. Dies soll den Rückfluss erhöhen und die Reinheit des New Makes erhöhen.
Nach dem Brennen reift der Talisker 10 Jahre komplett in ehemaligen Bourbon-Fässern aus den USA.
Charakteristisch für Talisker ist die erhöhte Alkoholstärke: So wird auch der Talisker 10 Jahre mit 45,8 % abgefüllt. Das freut uns natürlich, denn so erhalten die Aromen mehr Kraft und wir können den Whisky nach Wunsch mit ein paar Tropfen Wasser “aufschließen“.
Ganz naturbelassen ist der 10-jährige Talisker aber leider nicht: Es findet eine Kältefiltration statt und auch etwas Farbstoff wird zugegeben.

Unser Tasting des Talisker 10 Jahre
Wie riecht er?
Erster Eindruck: Maritim… Ja, dieser Whisky atmet Meerluft! Leicht rauchig und salzig steigt er in die Nase. Doch auch die Frucht kommt nicht zu kurz: Wir riechen Birne, Mandarine, frische Zitrusfrüchte und etwas reife Banane. Ein Aroma fast wie bei einem Obstbrand…würde da nicht der Rauch im Hintergrund schwelen. Insgesamt wirkt der Talisker 10 Jahre eher jung, der Alkohol ist durch eine feine stechende Note zu identifizieren. Insgesamt aber kein unangenehmer Geruch!
Wie schmeckt er?
Auch bei der Kostprobe geizt der Talisker 10 Jahre nicht mit Eindrücken. Ein abwechslungsreicher Malt! Im Vordergrund finden sich junge und fruchtige Aromen, der Malt schmeckt nach Himbeer und Birne. Auch ein Hauch gegerbtes Leder findet sich in der kräftigen Mischung. Der Mittelteil lässt sich als malzig und vollmundig beschreiben. Der Abgang kündigt sich durch ein scharfes, feuriges Brennen wie von Chili an, welches von deutlichem Rauch und herber Salzigkeit flankiert wird. Bei jedem Schluck lässt sich eine neue Nuance entdecken.
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Aktualisiert am 21.04.2021 um 04:06 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon Product Advertising API
3 Kommentare
Hallo,
Wieso traut sich keiner die in der Nase sehr deutlichen Jod-Aromen – wie früher beim Zahnarzt – zu erwähnen?
Ich finde sie keinesfalls unangenehm, denn sie zeugen von der Originalität der Meeresnähe, der Anwesenheit von Seetang im verwendeten Torf.
Meine Güte! Dieser Whisky hat Klasse. Nicht unangenehm aber interessant torfig – und trotz des hohen Alkoholgehalts erstaunlich mild. Ein buntes Spiel von Aromen, mit aufregendem Vorspiel, Hauptakt & Crescendo. Yip, mag ich. Danke für die tolle Rezension!
Hallo, sehr schöner Erfahrungsbericht, das kann ich nur bestätigen…am besten ist der leicht rauchige Meeresgeschmack! 🙂 Liebe Grüße Astrid