Was gab es 1800 auf Islay im Pub zu trinken? Whisky natürlich. Und das war ziemlich rauer Stoff. Bruichladdich lässt die stark getorften Whiskys wieder aufleben: Wir verkosten den Octomore 7.4 Virgin Oak.

Harte Arbeit für einen harten Whisky
Bei Bruichladdich lässt man die alte Tradition für die Octomore-Whiskys wieder aufleben: Die Gerste für den Octomore 7.4 wird fünf Tage lang über einem Torf- und Kohlefeuer gedarrt. Für die Arbeiter bei Bruichladdich ist dies trotz des zusätzlichen Aufwandes eine besondere Ehre. Einen legendären und zudem limitierten Whisky wie den Octomore brennt man schließlich nicht alle Tage. Auch wenn danach erst mal stundenlang die Mash Tuns und Washbacks geschrubbt werden müssen. Bei einer heftig getorften Gerste wie der für den Octomore, muss man diese schweißtreibende Arbeit übrigens gleich zwei bis drei Mal machen, bis das Torfaroma verflogen ist. Und die Brennblase? Ja, auch da muss ein besonders kleiner Arbeiter (immer auf die Kleinsten!) hineinklettern und sie nach dem Brennvorgang gründlich reinigen.

167 ppm Torfpower und zwei verschiedene Eichenholzfässer
Der Octomore 7.4 Virgin Oak erreicht mit 167 ppm ungefähr gleich viel Torfstärke wie sein Vorgänger mit der Nummer 7.3. Er liegt damit deutlich unter dem Octomore 6.3 mit 258 ppm, dem “torfigsten Whisky der Welt”. Die Besonderheit des Octomore 7.4 liegt im Finishing, welches zu 25 % in frischen Eichenholzfässern erfolgt. Für die restlichen drei Viertel wurde zuerst eine dreijährige Reifung in First-Fill-Bourbon-Fässern angesetzt, dann stehen weitere zwei Jahre in frische Eichenholzfässern und abschließend zwei weitere Jahre in First-Fill-Bourbon-Fässern auf dem Programm. Wer jetzt mitgerechnet hat (Kleine Matheaufgabe: 3+2+2=7) weiß, beim Octomore 7.4 handelt es sich um einen siebenjährigen Whisky. Wie wird sich die “Virgin-Octopussy” wohl im Tasting machen?

Unser Tasting des Octomore 7.4 Virgin Oak
Wie riecht er?
Beim Octomore erwarte ich, dass mir eine dicke Wand aus Torf entgegenschlägt. Doch der erste Eindruck des 7.4 Virgin Oak ist weniger torfig als gedacht. Bin ich schon so abgehärtet von den vielen anderen Islay-Whiskys? Jedenfalls erinnert mich der Geruch des Octomore spontan mehr an Aprikosen und Pfirsiche, dazu Vanille und süßes Karamell. Was ist denn das für eine Prinzessinnenparty? Doch dann schlägt die Torfgranate doch noch ein: Ganz viel Räucherspeck und Schinken, dazu ein fettiger Geruch wie von eingelegten getrockneten Tomaten. Und dann auch noch Röst-, Holz- und Lehmaromen. Legt gut vor, der Octo!
Wie schmeckt er?
Wow, dieser Geschmack ist eine Wucht! Mit voller Kraft ballert der Octomore seine Aromen raus. Bamm, Bamm, da ist das Tannenholz! Aber nicht so klebrig-harzig, wie ihr euch das vielleicht jetzt vorstellt. Dafür intensiv süß und zugleich trocken mineralisch wie Kieselsteine. Ich schmecke Obsthölzer wie Kirschbaum, dazu Rosinen, Zimtgebäck und darüber hinaus Haselnüsse, abgerundet durch Meersalz. Die Aromenfülle des Octomore ist nicht superkomplex, dafür eher konzentiert. Durch diese Kompaktheit im Mund wirkt er fast betäubend. Definitiv ein Whisky mit Drehmoment (61,2 Prozent Alkohol). Fans erweiterter Torfexzesse finden hier neuen Stoff für ihre schwarzen Kehlen.
Titelfoto: “Smoking” von Fabrizio Maestroni unter der Lizenz CC BY 2.0
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Aktualisiert am 9.12.2023 um 22:23 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API