Die Bruichladdich-Brennerei hat wilde Jahre hinter sich: Unter der Leitung von Mark Reynier wurden ab dem Jahr 2000 viele hundert Fassexperimente gestartet, welche teilweise in Kleinstauflage auf den Markt kamen. Innerhalb von 15 Jahren kamen so über 450 neue Whiskys heraus – selbst Kenner verloren da schon mal den Überblick.
Seit der Übernahme durch Rémy Cointreau bemüht man sich, die Marke in ein ruhigeres Fahrwasser zu lenken. Und so gibt es mit dem Bruichladdich Classic Laddie eine Standardabfüllung, welche konstant verfügbar ist und sich doch teilweise aus Fässern zusammensetzt, die damals unter Mark Reynier befüllt wurden.
Neben den Bruichladdich-Whiskys werden auch die Marken Port Charlotte sowie Octomore vor Ort gebrannt. Jede der Whisky-Marken ist durch ein eigenständiger Stil geprägt: Bruichladdich steht für ungetorfte Whiskys, während Port-Charlotte auf stark getorfte Whiskys und Octomore auf extrem torfige Malts spezialisiert ist. Rund die Hälfte aller hergestellten Whiskys der Bruichladdich-Brennerei werden ohne Peat produziert.
Was steckt drin, wo Bruichladdich The Classic Laddie draufsteht?
Die Gerste: Für den Bruichladdich Classic Laddie verwendet die Brennerei ausschließlich ungetorfte Gerste aus Schottland. Rund 50 % des Getreides stammen direkt von der Insel Islay. Während eigene Malting Floors mit Saladin Box für die nächsten Jahre in Planung sind, wird die Gerste aktuell noch von der Großmälzerei Baird’s zugekauft.
Die Destillation: Bruichladdich verfügt in seinem engen Still House über zwei kupferne Brennblasen-Paare, welche mit Wasserdampf befeuert werden. Beim Bruichladdich Classic Laddie wird jeweils das Destillationsdatum des jüngsten Whiskys genannt. In unserem Fall wurde der Whisky für mindestens 7 Jahre gereift.
Die Fässer: Bei der Reifung des Bruichladdich Classic ist die Brennerei ausgesprochen transparent. Auf jeder Flasche gibt es einen Batch Code, welcher auf der Webseite von Bruichladdich eingegeben werden kann. Dann wird die genaue Zusammensetzung abgerufen:
- Unser Classic Laddie ist ein Batch aus 80 Casks
- Mit 77,5 % machen First-fill Bourbon-Barrels den weitaus größten Anteil aus
- Sherry-Casks und verschiedene Weinfässer (u.a. Amerone, Cabernet Sauvignon, Pomerol, Tempranillo) kommen hinzu
Der Bruichladdich Classic Laddie besteht also aus vielen unterschiedlichen Fässern, wobei sein großer Bourbon-Cask-Anteil den Geschmack schon entscheidend prägen dürfte.
Die Abfüllung: Der Bruichladdich Classic Laddie ist ein naturbelassener Single Malt mit einem Alter von mindestens 7 Jahren. Er wird ungefärbt und ungefiltert mit einem Alkoholgehalt von 50 %, also relativ wenig verdünnt abgefüllt.
Unser Tasting des Bruichladdich Classic Laddie
Wie riecht er?
Ein heller, cremiger und dezent süßer Duft schwebt uns aus dem Nosing-Glas entgegen. Wir denken an Vanille, getrocknete Aprikosen und Feigen sowie Walnüsse in Honig. Karamellsplitter in Milchschokolade und eine Spur Nougat. Der Mittelteil ist geprägt von breiten Getreidenoten. Immer wieder schwingen feine Weinnuancen mit. Der kurze Abgang ist trocken und versprüht ein jugendliches Flair.
Wie schmeckt er?
Der Bruichladdich Classic Laddie verbindet ein würziges Mundgefühl mit kraftvollen Aromen. Trockenpflaumen treffen auf Wacholder und Grapefruitschale. Bittere, trockene und pfeffrige Aromen folgen. Im Mittelteil sind getrocknete Kräuter und eine Spur Zwiebel zu erkennen. Der Abgang ist sehr trocken und kompakt, dabei durchzogen von dunklen, schweren Aromen. Durch diese kantige Mischung scheinen unterschiedliche Weinnuancen immer wieder durch. Ein Potpourri der wilden Art.
Aktualisiert: 25.04.2024 um 23:00 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API
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1 Kommentar
Leute, try it! Liebe Whisky-Geeks, bezeichne mich zwar immer noch als Anfänger, habe aber inzwischen schon fast alle hier erwähnten Sorten der Youngstars bis 12 Jahre durch. War anfangs für mich der Highland Park DIE Definition von Whisky, habe ich zwischenzeitlich auch sherrybetonte und natürlich auch milde Sorten lieben gelernt.
Zu meinen bevorzugten Destillerien zählen Aberlour und Caol Ila, der Lagavulin ist nach wie vor für spezielle Momente reserviert. Erst spät hab ich mich an den Laddie herangetraut…aber Leute, der ist echt der Hammer!
Liegt es daran an, dass ich zuletzt eine Vorliebe für Maritime entwickelte? I don’t know, aber der Laddie hält, was die Rezension hier verspricht. Zwiebel bring ich zwar nur ungern in Verbindung mit Whisky. Aber ja, von mir aus…ich beschreibe es lieber als Röstgeschmack oder Hauch von Fassnote.
Die Würze und das Salz versetzen mich sofort an die Küste Schottlands mit Regen und meiner Gummijacke und jeder Schluck bringt eine neue Brise des wilden Whiskys an mein Festland. Mir ist das nicht zu viel, sondern spannend bis zum letzten Tropfen. Bin schon auf den Peated Laddie gespannt…
Sláinte cc Roland