In fünf Minuten kann man…
…sich eine 5-Minuten-Terrine machen
…ein schnelles Dram trinken
…mit der Fähre von Islay nach Jura fahren
Ja, die beiden Hebrideninseln liegen so dicht beieinander, dass die kleine, blaue Metallfähre in kürzester Zeit über die Bucht gesetzt hat. Die Bauart des Schiffes bedingt aber auch: Sobald nur etwas mehr Wind weht, wird der Fährbetrieb eingestellt und die Isle of Jura, obschon sie gut zu sehen und zum Greifen nah erscheint, ist unerreichbar für diesen Tag. So ging es uns bei unserer Whiskyreise nach Islay im letzten März.
Nun ist das zwar kein Grund zur tiefsten Trauer, denn mit den acht Destillerien auf Islay hat man als Genießer schließlich auch gut zu tun. Aber etwas schade ist es schon, denn nur zu gerne hätten wir der Jura-Destillerie einen Besuch abgestattet, um uns die Herstellung vor Ort anzuschauen und natürlich das ein oder andere Dram zu verkosten.
Isle of Jura: So nah und doch so anders
Denn obwohl nur wenige See-Meter zwischen Islay und Jura liegen, sind die Whiskys von Islays Schwesterinsel ganz anders: Milder, weicher – überwiegend nicht rauchig oder torfig. Wenn man es nicht wüsste, könnte man die Malts aus Jura geschmacklich auch in den Highlands verorten. Das war nicht immer so: Als die Familie Campbell die Destillerie um das Jahr 1810 (angeblich am Standort einer alten Schmugglerhöhle) eröffnete, hatte der Jura-Whisky einen torfigen Charakter. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Brennerei eingemottet und der Betrieb ruhte gut 50 Jahre. Erst 1963 wurde eine neue Destillerie an Stelle der verfallenen Gebäude gebaut und Jura erlebte seine Wiedergeburt als milder Malt. Die hohen, schmalen Brennblasen sollen diesen Whiskystil unterstützen. Heute gehört Jura genau wie Dalmore zu Whyte & Mackay.
Vielleicht ist genau dieser milde Stil ein wenig das Problem von Jura: Denn bei einem Single Malt von einer rauen Insel erwartet man spontan ja auch eher kantige Aromen. Trotz auffälliger Flaschen, gälischer Namen und attraktiver Preise wirkt Jura neben der berühmten Schwester Islay dabei ein bisschen wie eine zahme, graue Maus. Schlummert im 16-jährigen Jura mit dem klangvollen Beinamen “Diurachs’ Own” also ein unterschätzter Whisky? Der Preis ist in jedem Fall heiß: Nur rund 50 Euro kostet die 0,7 Liter-Flasche – von anderen Brennereien gibt es da nur 12 Jahre oder sogar nur einen No-Age-Statement-Whisky in die Hand.
Unser Tasting des Jura Diurachs’ Own 16 Jahre
Wie riecht er?
Die kleine Schwester von Islay hat sich hübsch gemacht für unser Date: Sie duftet mild und süß nach Vanille, Marzipan und rotem Tee. Die Aromen von Honig und Zuckerbäckerei hängen in ihren Haaren. Dazu frische Wäsche, Johannisbeeren und trockenes Holz. Sind das Anklänge von Sherry? Ja sind es, denn der Jura 16 wurde im Ex-Oloroso-Sherry-Cask nachgereift. Das merkt man, ohne dass der Geruch übermäßig stark wäre.
Wie schmeckt er?
Auch hier gibt sich die liebliche Jura zahm, die Aromen muss man etwas aus ihr herauskitzeln. Wir schmecken Kaffee und viel dunkles Holz. Würzig und hinten durchaus spicy. Das kommt von der langeren Lagerung im Holzfass. Und Holz ist hier die alles prägende Note. Mit Sherry-Anklängen und einer vulkanisch-mineralischen Note kommen zwei harmonische Spielarten hinzu, aber so richtig aufregend oder abwechslungsreich ist dieser Whisky nicht. Dafür aber sehr angenehm und gemütlich zu trinken.
Aktualisiert: 28.04.2024 um 18:27 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API