Eben erst hat Master Distiller David Turner im Interview das voraussichtliche Ende der Bowmore-No-Age-Whiskys verkündet, schon haben wir einen der Vertreter im Glas: Bowmore Black Rock lautet der klangvolle Name des Single Malts, den es ursprünglich nur in Duty Free-Shops gab. Zusammen mit Gold Reef (NAS) und White Sands (17 Jahre) bildet er eine Serie, die inzwischen auch in diversen Whiskyshops zu finden ist. Und so ein bisschen können wir David Turner verstehen, dass er sich auf die Rückkehr der Age-Statements im eigenen Haus freut.

Denn mit den bisherigen Einsteiger-NAS-Whiskys von Bowmore ist wahrlich kein Staat zu machen: Der Bowmore Legend ist in Whisky-Foren als jung, dünn und alkoholisch verschrien. Der Bowmore Small Batch ging in unserem Test nur als “halbe Portion” durch und liegt geschmacklich deutlich hinter dem klassischen Bowmore 12 Jahre. Und auch zum Black Rock sind die Meinungen im Netz bestenfalls durchwachsen. Das ist kein Vergleich zu erfolgreichen NAS-Malts wie dem Laphroaig Quarter Cask oder dem Ardbeg Uigeadail die sich mittlerweile als feste Größe in den Whiskyregalen vieler Heimbars etablieren konnten.
The Black Rock: Ein (kleiner) Felsen in der Bucht von Islay
Doch von Anfang an: Der Name Black Rock bezieht sich auf einen kleinen Felsen, den man vom Fenster der Destillerie aus wohl sehen kann. Persönlich konnte ich mich gar nicht erinnern, dass da bei unserem letzten Besuch bei Bowmore im März 2015 überhaupt ein Felsen war. Aber ich habe mal gesucht und dieses Foto für euch gefunden:

“The Black Rock of Islay rises majestically out of Loch Indaal” textet dazu die Werbeabteilung. Joah, so kann man das auch sagen, wenn ein Haufen Steine aus dem Wasser ragt. Doch nichts für ungut, es geht ja um den Whisky: Der ist laut Beschreibung überwiegend in Ex-Sherryfässern aus Spanien gereift. Über das Alter gibt es keine Angaben, aber vermutlich ist er in Teilen jünger als 10 Jahre (sonst hätte Bowmore es sicher einfach aufs Etikett geschrieben).
Unser Tasting des Bowmore Black Rock
Wie riecht er?
Ein dezenter Schub Rauch wabert uns aus dem Glas entgegen. Die Assoziation zu den schwarzen Felsen ist sofort da: Steine, Kiesel, mineralische Noten prägen den ersten, etwas staubigen Eindruck. “Erinnert mich an einen feuchten Keller”, gibt einer der Tester zu Protokoll. Und ja: Eine gewisse modrige Note kann man nicht ganz verleugnen. Wieder am Tageslicht überrascht uns der Bowmore Black Rock mit Trockenfrüchten wie Aprikosen und Datteln. Diese gehen nach kurzer Standzeit in Waldhonig, dunkle Beeren und Kefir über. Kein schlechter Start.
Wie schmeckt er?
Rauchig und überraschend leicht geht es auf der Zunge weiter. Nach dem schwereren Duft aus dem Nosing hätten wir eindeutig mehr Körper erwartet. Doch der Bowmore Black Rock fackelt nicht lange und geht direkt ins bittere Finale über. Abgang, Vorhang zu! So ja nun bitte nicht… Im zweiten Durchgang sind wieder die rauchig-torfigen Noten prägend, eine Spur Birnengeist und etwas gerösteter Espresso sind für geübte Whiskyfährtensucher zu schmecken. Hinten ist er recht trocken, aber auch alkoholisch bitter. Es bleibt kein angenehmer Geschmack auf der Zunge zurück. Ratlose Blicke in die Runde – war das wirklich schon alles? Ja, leider schon.
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Aktualisiert am 1.04.2023 um 07:22 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API