Ich steige auf die Bremse und schaue zu meinem Bruder rüber. Ein kurzes Nicken, uns ist beiden klar: Hier müssen wir Halt machen. Es ist nicht so, dass wir besonders lange gefahren wären – die Deanston Distillery liegt eine gute Dreiviertelstunde nordwestlich von Edinburgh am Fluss Teith. Aber die Umgebung ist so malerisch, dass ein Picknick-Stopp auf dem Weg in die Highlands hier praktisch Pflicht ist.
Die Deanston-Destillerie residiert in historischen Gemäuern: Seit 1785 befand sich in den Backsteingebäuden eine Baumwollmühle. Mit Gründung der Brennerei wurden diese im Jahr 1965 umgebaut. Noch immer weht ein Hauch industrielle Revolution über den Vorplatz – aber er mischt sich mit den feucht-malzigen Aromen der Maische in den Bottichen der Destillerie.

Die Auswahl an Deanston-Whiskys ist übersichtlich: Der Deanston 12 Jahre markiert den klassischen Einstieg in die Marke. Er wird flankiert vom Deanston Virgin Oak – ohne Altersangabe, aber dafür ein Finish in neuen Fässern erhält. Als Upgrade empfiehlt sich der Deanston 18 Jahre, der komplett in Ex-Bourbon-Barrels reift und sogar ein Finish in diesen Casks erhält.
Was steckt drin, wo Deanston 12 Jahre draufsteht?
Die Gerste: Der Deanston 12 Jahre wird aus regional angebauter Gerste hergestellt, die komplett aus Schottland stammt. Nach dem Mälzen und Trocknen der Gerste – welches ohne Torfrauch erfolgt – wird das Getreide vor Ort gemahlen.
Die Destillation: Die anschließende Fermentationszeit von 85 Stunden ist eher lang und soll zu einem wachsigen Charakter des New Make beitragen. Zwei Brennblasen-Paare mit aufsteigenden Lyne-Arms unterstützen zudem leichte Aromen in dem Highland-Malt.
Die Fässer: Für die Reifung des Deanston 12 Jahre werden ausschließlich amerikanische Bourbon-Barrels verwendet. Die Eichenholzfässer sorgen für den traditionellen und typischen Geschmack dieses milden Highland-Malts.
Die Abfüllung: Der Deanston 12 Jahre gibt sich ganz natürlich: Er kommt ungefärbt und ungefiltert mit stärkeren 46,3 % Alkoholgehalt in die modern gestaltete Flasche. Das hinterlässt einen ehrlichen Eindruck und gibt bei der Wertung erste Pluspunkte.

Unser Tasting des Deanston 12 Jahre
Wie riecht er?
Der Charakter des Deanston 12 Jahre ist ausgesprochen weich und geprägt von milden Aromen. Wir riechen Honig, Vanille, Getreide und Blüten. Die Süße erinnert uns an Grießbrei mit Zimtzucker, sowie Mandarinen und Aprikosen. Dazu etwas Zitronenkuchen. Im Mittelteil schwingt eine kräuterige Nuance mit, die uns an Tannennadeln und Waldboden erinnert. Der Abgang ist mild und anschmiegsam mit dezenten hellen Holznoten.
Wie schmeckt er?
Mit seinem weichen, cremigen Mundgefühl ist der Deanston 12 Jahre ein echter Gaumenschmeichler. Die Aromen sind angenehm süß: Cremiger Blütenhonig trifft auf Pfannkuchen mit Puderzucker und gelbe Früchte in Sirup. Aprikosen aus der Dose kommen in den Sinn. Im Abgang blitzt das Eichenholz dezent würzig auf und sorgt für Struktur.
Aktualisiert am 22.09.2023 um 01:08 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API
3 Kommentare
Ich besuche diese Seite mindestens 2-3 Mal in der Woche und finde immer wieder neue interessante Sachen.
Und ich habe inzwischen Whiskys in meiner Bar, die ich ohne diese Seite niemals nur ansatzweise angeschaut hätte.
Macht weiter so. Daumen hoch!
Ich habe nie Whisky gemocht und auf einmal durch einen Zufall komme ich mit Ü50 in den Genuss mich dem Thema zu nähern. Für einen Einsteiger ist es verdammt schwer den richtigen Einstieg zu finden. Bei milden bis torfigen Einsteiger-Whiskys bekommt man ein Gefühl, wohin die Reise hingehen könnte. Und da hilft diese Internet-Seite sehr mit Hinweisen die Frage der Richtung zu beantworten. Ob ich jemals den Pfannkuchen mit Puderzucker herausschmecken werde, bezweifele ich, aber alleine sich damit zu beschäftigen, ist ein schöner Gedanke.
Schön, diese Seite gefunden zu haben. Hier pflegen offenbar kompetente Liebhaber den Genuss eines edlen Getränks und ich kann eine Menge interessanter Hintergründe erfahren.