Walker? War da nicht was? Die Walker-Familie ist tatsächlich ziemlich umtriebig wenn es um Whisky geht. So führten die Walkers zunächst die zeitweise eingemottete BenRiach-Distillery zu neuem Ruhm, widmeten sich dann der bis dato recht farblosen GlenDronach-Brennerei, die mittlerweile für exzellente Sherryfass-Whiskys steht und übernahmen schließlich das Ruder bei Glenglassaugh.

Nach dem Verkauf der drei Destillerien an den Konzern Brown-Foreman wurde es Zeit sich neuen Aufgaben zu widmen: Vater Billy Walker kaufte GlenAllachie, sein Sohn Alistair Walker machte sich mit der Infrequent Flyers Serie selbstständig.
Trotzdem bleiben sich Vater und Sohn eng verbunden. Alistair darf seine Whiskyfässer in den Warehouses der väterlichen Destillerie einlagern: “Ich muss dafür aber den vollen Preis bezahlen” erzählte uns Alistair bei einem Gesprächs auf der InterWhisky in Frankfurt mit einem Lächeln auf den Lippen.
Den Namen Infrequent Flyers erklärt er so, dass er selbst eine Zeitlang viel gereist sei und am Flughafen immer in den Duty Free-Shops gestöbert habe. Inzwischen sei er froh, nicht mehr ständig reisen zu müssen. Er sei selbst vom Frequent Flyer zum Infrequent Flyer geworden.
Zugleich beflügelt Alistair Walker bei den Infrequent Flyers aber auch Whiskys, die sonst eher selten in Fassstärke und mit ihren kompletten, ungeglätteten Aromen den Weg in die Flasche finden.
Was steckt drin, wo Infrequent Flyers draufsteht?
Die Infrequent Flyers Serie steht für ehrlichen, unverfälschten Whiskygenuss: So werden die Abfüllungen stets ungefärbt und unfiltriert sowie in Cask Strength abgefüllt. Fast 60 % Alkoholgehalt sind bei diesen Whiskys also keine Seltenheit.
Der Vorteil: Man kann die Malts in verschiedenen Trinkstärken probieren und so ihre gesamten Geruchs- und Geschmacksfacetten entdecken. Wie bei unabhängigen Abfüllungen üblich, sind die Flaschen streng limitiert. Single Cask Whiskys werden aus einem einzigen Fass abgefüllt und es gibt jeweils nur wenige hundert Flaschen.
Bei einigen Infrequent Flyers Whiskys wird der Name der herstellenden Destillerie genannt, bei anderen wie einem “Undisclosed Orkney” kann man ihn zumindest vermuten. Für unser Tasting haben wir uns für einen im Bourbon-Hogshead-Fass gereiften Craigellachie 11 Jahre mit wuchtigen 59,8 % entschieden.

Unser Tasting des Infrequent Flyers #015: Craigellachie 11 Jahre
Wie riecht er?
Schwer, ölig und mit beerigen Noten von Waldfruchtmarmelade kitzelt der Whisky in der Nase. Wir denken an Vinaigrette mit Apfelessig. Darüber hinaus riechen wir Stroh, Birnenschalen, Mandeln, Grießpudding und Aprikosen. Auf eine angenehme Weise ist der Duft des fassstarken Craigellachie “schmutzig” und ein wenig unbequem. Noten von Zwiebeldunst, Gemüsebrühe und kalter Sauna hat man nicht jeden Tag in der Nase. Ein toller ungewöhnlicher Geruch, den man bei modernen Whiskys nur noch selten findet.
Wie schmeckt er?
Der Antritt ist für einen Whisky dieser Stärke (immerhin 59,8 %) überraschend weich und zugänglich. Das Mundgefühl ist cremig und wirkt im Mittelteil fast ein wenig mehlig. Wir schmecken Mandelsplitter und Vanillepudding. Dann etwas Grapefruitschale und trockenes Gras. Getreidenoten schwingen mit. Der Geschmack ist gut ausgewogen, mit süßen und malzigen Nuancen, welche sich im Tasting die Waage halten. Zugleich kommt die Abfüllung mehr über ihren Charakter und das Mundgefühl, als über einzelne starke Noten.
Kurz-Fazit: Der Infrequent Flyers #15 Craigellachie 11 Jahre ist ein vorzüglicher Whisky mit altem Charme, der im Tasting viel Spaß macht. Wer eine Gelegenheit hat, sollte zuschlagen!