Glen Garioch ist eine dieser Destillerien, die selbst erfahrene Whisky-Genießer nur selten auf dem Schirm haben. Das mag zum einen an der Lage ganz im Osten der Highlands liegen: Wer dem beliebten Whisky Trail durch die Speyside folgt, kommt ohne größeren Umweg hier kaum vorbei. Über viele Jahre war Glen Garioch sogar die östlichste Destillerie Schottlands. Hier wird der ehrliche Glen Garioch 15 Jahre hergestellt, den wir heute verkosten wollen.
Auch wenn es für Glen Garioch eher selten große Werbekampagnen gibt, so ist die Marke Kennern dennoch ein Begriff. Sie schätzen die Whiskys des Underdogs genau für diese Unaufgeregtheit und Ehrlichkeit.
Das Portfolio ist überschaubar: Neben dem hier vorgestellten Glen Garioch 15 Jahre gibt es zwei Abfüllungen, die den Einstieg in die Marke ebnen sollen. Den Glen Garioch 12 Jahre und den Glen Garioch 1797 Founder’s Reserve ohne Altersangabe.

Eine der drei ältesten Destillerien Schottlands
Woran es Glen Garioch hingegen mit Sicherheit nicht mangelt, ist die Tradition: Auf dem Gelände wird schon seit etwa 1785 Whisky gebrannt (offizielle Eröffnung der Destillerie 1797), damit handelt es sich um eine der drei ältesten Whisky-Brennereien Schottlands. Die Brennerei war viele Jahre lang im Besitz der Familie von Gründer John Manson. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts folgten mehrere Eigentümerwechsel, zuletzt 1994 bei der Übernahme von Morrison Bowmore durch den japanischen Getränkekonzern Suntory.
Die aktuellen Single Malts von Glen Garioch sind durchgängig ungetorft. Das war nicht immer so: Bis 1994 betrieb man eigene Malting Floors und verwendete leicht getorfte Gerste mit 8-10 ppm zum Brennen des Whiskys. Wer also die Finger an einen älteren Glen Garioch legen kann, hat gute Chancen, aus dieser Flasche verstärkt rauchige Noten ins Glas zu bekommen.

Wir wollen uns heute aber einer modernen Abfüllung der Highland-Destillerie widmen, dem 15 Jahre alten Glen Garioch. Sie enthält Malts, die ausschließlich in Ex-Oloroso-Sherryfässern gereift wurden und ohne Kältefiltration in die Flasche kommen. Sieht man vom seltenen Glen Garioch 46 Jahre ab, handelt es sich um die älteste Standardabfüllung im Programm der Schotten.
Unser Tasting des Glen Garioch 15 Jahre
Wie riecht er?
Beim Nosing fallen sofort die markanten Röstaromen auf, die den Glen Garioch 15 durchziehen. Sie erinnern uns an getoastetes Brot, an zerlassenen Speck und Kaffee. Ein richtig schönes Herrenfrühstück, dass der Highlander uns hier auftischt! Weiter geht es mit Leder, Tabak und Baumharz. Eine Spur herber Früchte kommt mit Zitronenschale und Grapefruit ins Spiel. Das ist in Sachen Fruchtigkeit aber kein Vergleich zu vielen Speysidern dieses Alters. Der Glen Garioch 15 verabschiedet sich trocken mit einer deutlichen Sherrynote.
Wie schmeckt er?
Voll, kräftig und robust tritt der 15 Jahre alte Highlander auch im Mund auf. Wir schmecken zunächst Sauerkirschen, Cranberries und rote Johannisbeeren. Der Sherryeinfluss ist hier noch deutlicher zu spüren als in der Nase. Es ist viel Säure im Spiel, aber auch Trockenheit vom Holzfass. Ansonsten geben die röstigen Noten von Brot und Kaffee den Ton an, bisweilen ergänzt um einem Schuss Pfeffer. Mit dem Geschmack von Birne Helene und einer Spur Asche verabschiedet sich der Glen Garioch und bleibt als vollmundig-angenehme Erinnerung in unseren Köpfen zurück.
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Aktualisiert am 11.12.2023 um 17:03 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API
3 Kommentare
Glen Garioch-Whiskys kenne ich seit ca. 4 Jahren. Zunächst habe ich den 12-jährigen gekostet und war total begeistert von dieser Nase voller Heidekraut (Erika) und anderen Kräuter – einige Zeit später habe ich den Founders Reserve probiert. Nicht schlecht, aber dieser Wildkräutergarten fehlte mir. Bis heute ist der 12-jährige Glen Garioch einer meiner Lieblingswhiskys.
Hallo Lukas,
freut mich, dass Ihr diesen Whisky verkostet habt.
Ich mag das Sherrymonster sehr und hatte dann schnell mehrere Flaschen gekauft.
Meine Wertung wäre deshalb etwas besser ausgefallen.
Viele Grüße,
Alex
Danke für den tollen Tip! Wir probiere immer gerne mal etwas Neues, vor allem dann wenn es nicht gerade Mainstream ist.
VG
Christina