Die Single Malts von Craigellachie haben unter Kennern noch immer den Status eines Geheimtipps. An der Produktionsmenge liegt das nicht: In der Speyside-Destillerie können mehr als 4 Mio. Liter pro Jahr gebrannt werden. Doch ein Großteil davon landet noch immer in Blends wie dem bekannten White Horse Scotch Whisky. Erst seit 2014 ist Craigellachie überhaupt als Single Malt erhältlich.
Die Jahreszahlen der Craigellachie Single Malts sind überraschend krumm: Neben dem hier vorgestellten Craigellachie 13 Jahre wartet der reife Craigellachie 17 Jahre auf den kundigen Genießer.

Was steckt drin, wo Craigellachie 13 Jahre draufsteht?
Die Gerste: Der Craigellachie 13 Jahre wird aus minimal getorfter Gerste (1-2 ppm) gebrannt. Dennoch handelt es sich nicht um einen rauchigen Whisky, wie das folgende Tasting noch zeigen wird.
Die Destillation: In den vier kupfernen Brennblasen entstehen bei Craigellachie vielmehr Speyside-Whiskys in einem fruchtigen und schweren Stil. Diese bringen teilweise sogar schwefelige Noten mit, welche aus der Verarbeitung des Getreides insbesondere dem Darren der Gerste über einem Ölfeuer stammen sollen.
Die Worm Tubs: Wie alle Whiskys der Brennerei durchläuft auch der Craigellachie 13 Jahre die traditionellen Worm Tubs. Craigellachie ist eine der wenigen verbliebenen schottischen Brennereien, welche dieses Kühlsystem noch einsetzen.
Worm Tubs sind spiralförmige Rohre aus Edelstahl oder Kupfer, die in einem großen Wassertank liegen und den frisch gebrannten Whisky langsam herunterkühlen. Die Kondensation in den Worm Tubs unterstützt den besonderen Charakter der Craigellachie-Whiskys und soll die Malts schwerer und aromatischer machen.
Die Fässer: Für die Reifung des Craigellachie 13 Jahre werden ausschließlich Ex-Bourbon-Barrels verwendet. Die Destillerie gibt sich hier ganz traditionell und verzichtet auf Fassexperimente und Nachreifungen.
Die Abfüllung: Der Craigellachie 13 Jahre wird vermutlich ungefärbt sowie non-chill-filtered abgefüllt. Zudem kommt er mit einem höheren Alkoholgehalt von 46 % in die Flasche. Wie wirkt sich das auf die Aromen aus? Finden wir es im Tasting heraus!

Unser Tasting des Craigellachie 13 Jahre
Wie riecht er?
In der Nase präsentiert sich der Craigellachie 13 Jahre fruchtig und ausgeprägt süß, mit überraschend exotischem Einschlag. Wir riechen Ananas, Honig und getrocknete Aprikosen. Dazu gesellen sich getreidige Noten von Porridge und Haferflocken. Im Hintergrund sind leicht unsaubere Aromen von Kohle, Schmieröl und Rost wahrzunehmen. Das macht den Reiz der 13-jährigen Abfüllung aus.
Wie schmeckt er?
Im Mund ist der Craigellachie 13 Jahre mild, aber gleichzeitig vollmundig, kräftig und schwer. Noten von Vanille und cremigem Honig, mischen sich mit Biskuitboden, Gerstenmalz und Orangenschale. Die fruchtigen Noten sind zurückhaltender als im Duft. Im Abgang ist der Craigellachie 13 Jahre trocken und adstringierend. Der Reiz dieses Whiskys kommt besonders über seine Struktur und das Mundgefühl.
Aktualisiert am 21.09.2023 um 22:15 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API
6 Kommentare
Man sollte ihn wirklich mal probieren und selbst trinken. Ein hochgradig interessanter Whisky. Echte Empfehlung… Ich hatte schon 3 Flaschen. Der Craigellachie ist Bestandteil meiner Sammlung.
Danke für dieses Tasting! Ich hatte auch schon mit dem Craigellachie 13 Jahre geliebäugelt, schon allein wegen der relativ ungewöhnlichen “13”. Aber ca. 40 bis 45 Euro ist viel Geld, wenn man dafür “unsaubere Aromen” (Kohle, Schmieröl und Rost) in die Nase bekommt. Ihr habt mich vor einem Fehlkauf bewahrt! 😉
Hallo Udo,
für uns sind der schwere Charakter und die dezent „schmutzigen“ Aromen gerade eines der Highlights des Craigellachie 13 Jahre. Vielleicht ergibt sich ja die Gelegenheit ihn auf einer Messe mal als einzelnes Dram zu verkosten – so könntest Du wohl am besten herausfinden, ob dieser Speyside-Malt im alten Stil etwas für Dich ist oder nicht.
Viele Grüße
Lukas vom MALT WHISKY Magazin
Guter Tipp, danke auch dafür!
Ich sehe es genau so wie ihr – hier liegt der Reiz und macht den Whisky zu etwas Besonderem!
Sehr hilfreich und interessant.