Als die Brüder Stevenson im Jahr 1793 erst eine Brauerei und wenig später die Oban-Destillerie gründeten, bestand der kleine Ort aus kaum mehr als einer Handvoll Häusern und dem Hafen. Die Brennerei und ihre Gewerke versammelten Arbeiter um sich und rund um das dunkelgraue Steingebäude wuchs die Stadt heran. Und so kommt es, dass die Oban Distillery eine der wenigen Brennereien Schottlands ist, die sich mitten im Ort und nicht umgeben von grünen Wiesen auf dem Land befindet.
Die zentrale Lage von Oban hat aber auch ihre Nachteile: Umgeben von kleinen Läden, Restaurants und Bürgerhäusern sind der Expansion der Destillerie naturgemäß Grenzen gesetzt: Mit maximal 870.000 Litern jährlich ist Oban heute eine der kleineren Destillerien Schottlands.

Worm Tubs und lange Fermentation prägen die Oban-Whiskys
Jeder Tropfen Oban-Whisky stammt aus den zwei kupfernen Brennblasen (Wash still und Spirit still) und wird anschließend durch die Worm Tubs geleitet, die zwischen zwei Dächern montiert sind. Durch die geschwungenen Röhren erhält der New Make mehr Kupferkontakt, was Unreinheiten herausfiltern soll und den Geschmack des Whiskys beeinflusst.
Die Worm Tubs sind nicht die einzige Besonderheit von Oban: Die Fermentation der Gerste dauert mit 110 Stunden deutlich länger als in anderen Destillerien, was mehr und zugleich komplexere Aromen im Destillat herausbilden soll.
Die Single Malts von Oban werden traditionell ganz leicht getorft. 2-3 ppm sind es in der Gerste, wovon ungefähr 1 ppm tatsächlich im Whisky ankommen. Es handelt sich bei Oban also eher um einen maritimen, als um einen rauchigen Whisky.

Was steckt drin, wo Oban Distillers Edition draufsteht?
Die Oban Distillers Edition wird zunächst erst einmal so hergestellt wie der klassische Oban 14 Jahre: Nach dem Brennen wird der Whisky für 14 Jahre in Ex-Bourbon-Barrels aus amerikanischer Eiche und nicht näher spezifizierten Sherryfässern gelagert. Der genaue Anteil wird nicht genannt, die Bourbon-Fässer überwiegen vermutlich aber deutlich.
Während der normale Oban 14 Jahre anschließend abgefüllt wird, darf die Oban Distillers Edition zusätzlich zur Nachreifung in Montilla Fino Sherryfässer aus Spanien. Unter Finos versteht man trockene Sherryweine, die reduktiv ohne den Einfluss von Sauerstoff gereift werden. Sie schmecken dezent herb und sind leichter als andere Sorten wie etwa Pedro-Ximenez-Sherrys.
Wie für die Distillers Editions von Diageo üblich, handelt es sich auch beim Oban um eine Jahrgangsabfüllung: Jedes Jahr erscheint also eine neue Version, die sich in kleinen Nuancen unterscheidet. Die Unterschiede sind jedoch nicht riesig, sodass man guten Gewissens zu der Abfüllung greifen kann, die gerade verfügbar ist. In unserem Fall konnten wir beim Whiskyherbst in der Berliner Malzfabrik ein Dram der Oban Distillers Edition 2004/2018 verkosten.
Abgefüllt wird die Oban Distillers Edition (ebenso wie der Oban 14 Jahre) mit leicht erhöhten 43 % Alkohol. Der Single Malt wird kältefiltriert und mit Farbstoff versehen. Soweit so Standard – doch wie wird sich der Küsten-Whisky in der Verkostung schlagen?
Unser Tasting der Oban Distillers Edition
Wie riecht er?
In der Nase fällt der frische und fruchtige Charakter des Single Malts auf. Wir riechen Litschi, Kirschmarmelade, Brombeeren und Johannisbeeren. Ein guter Hauch roter Grütze, der teilweise fast ins Parfümige geht. Kombiniert sind diese Noten mit maritimen Aromen: Meersalz und ganz feiner Rauch prägen die Oban Distillers Edition.
Wie schmeckt er?
Im Mund treffen die fruchtig-beerigen Noten (Johannisbeeren, roter Früchtetee) auf Weinnoten (helle Weintrauben, Weißwein) und verbinden sich in einem mineralisch-trockenen Charakter. Dazu schmecken wir Vanille und Esspapier. Der Abgang ist geprägt von Meersalz und ganz leichtem Rauch. Lecker!
Aktualisiert am 11.12.2023 um 23:56 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API
1 Kommentar
Ein Hallo an die Whisky Freunde!
Ich habe die Destille in Oban schon einmal vor ein paar Jahren besucht. Ein sehr guter Whisky, egal welche Sorte.
Seitdem bestelle ich auch jedes Jahr die Edition. Bis 2021 ist die Edition auch sauber mit Beginn u. Ende (2007/2021) gekennzeichnet.
Jetzt habe ich die 2022er bestellt u. geliefert bekommen, ich sehe aber keinerlei Jahresbezeichnung mehr. Auf der Website von OBAN ist noch die 2021 abgebildet. Ich frag mich nur warum?
Wie schon gesagt, ein sehr guter Whisky. Aber Editionen in der Nachvollziehbarkeit zu verwischen (und sich alle Türen für Jahrgangsüberschreitungen offen zu halten?) ist für mich nicht ok.
VG
Thomas