Michael “Mickey” Heads ist ein Kind von Islay: Geboren wurde er in Port Ellen in eine Familie aus Whisky-Brennern. Sein Großvater war Head Maltman in Port Ellen, sein Vater war ein Stillman. Eigentlich wollte Mickey Heads gar nicht in die Whisky-Branche – im Oktober 1979 war es trotzdem so weit. Er jobbte für Laphroaig und wurde zum Torf stechen ins Moor geschickt. „That’s where it started for me“, sagt er heute.
Bald maischte und destillierte er bei Laphroaig und stieg zum Assistant Brewer auf. Es folgten Stationen bei Jura und zwischendrin schon einmal bei Ardbeg. Seit 2007 leitete er dort als Destillerie-Manager die Produktion der stark getorften Ardbeg-Whiskys.
Und jetzt der Ardbeg Arrrrrrrdbeg – ihm von der Destillerie zum Abschied gewidmet. Der Name ist ein witziger Piratengag, der sich nach ein paar Drams im Glas sicher noch besser rollen lässt. Hauptsache man vergisst beim Eintrag in den Tasting-Bogen anschließend kein ‘r’. Der Ardbeg Blaaack aus dem letzten Jahr war in der Disziplin Buchstabenfülle in jedem Fall schon einmal eine gute Übung für den Arrrrrrrdbeg.

Was steckt drin, wo Ardbeg Arrrrrrrdbeg draufsteht?
Typisch für Ardbeg wird auch für den Arrrrrrrdbeg stark getorfte Gerste verwendet. Mit 50 bis 65 ppm Torfgehalt übertrumpft man die meisten anderen Islay-Brennereien. Nur Octomore ist noch intensiver gepeated.
Die zwei kupfernen Brennblasen haben eine Besonderheit: Am Lyne Arm der Spirit Still ist ein Purifier installiert. Er sorgt dafür, dass schwerere Bestandteile des Whiskys zurückfließen. Die fruchtigen Aromen in den Ardbeg-Whiskys sollen so unterstützt werden. Sobald das neue Stillhouse fertig ist, werden vier Pot Stills im Einsatz sein.
Die Malt Whiskys für den Arrrrrrrdbeg reiften anschließend für die komplette Zeit in amerikanischen Barrels, die zuvor Rye Whiskey enthielten. Roggenwhiskey ist bekannt für seine würzigen, aber auch kräuterigen Aromen.
Der limitierte Single Malt wird mit ordentlich starken 51,8 % Alkohol in naturbelassener Qualität abgefüllt. Das genaue Alter der Abfüllung ist wie bei Ardbeg Sonderabfüllungen üblich nicht bekannt.
Unsere Verkostung des Ardbeg Arrrrrrrdbeg
Wie riecht er?
Unsere Nase prallt gegen eine Wand aus Torf und Felsen. Hinter staubtrockenen mineralischen Noten warten süße Birne, Quittengelee und Vanillezucker auf uns. Der Mittelteil ist würzig mit gerösteten Haselnüssen, Roggenkrustenbrot und verbranntem Holz. Etwas ölig-gebratene Zwiebel schwingt mit. Der herbe Abgang des Arrrrrrrdbeg hält noch mehr Torf bereit.
Wie schmeckt er?
Der Arrrrrrrdbeg hat einen ernsten, würzigen und herben Charakter. Konzentrierter Torf trifft auf Holzkohle und Asche. Ein Hauch Süße erinnert an die Früchte aus dem Nosing. Dann übernehmen die würzig-getreidigen Aromen das Ruder. Wir denken an Pumpernickel und Laugengebäck. Der Abgang ist streng mit viel angebranntem Eichenholz, sowie schwarzem Pfeffer und Meersalz.
Wir haben ein Sample des Ardbeg Arrrrrrrdbeg von Moet Hennessy zur Verfügung gestellt bekommen. Dies hatte keinen Einfluss auf unseren Test oder die Bewertung.
5 Kommentare
Am Wochendende kam ich nun endlich dazu, meine Flasche Arrrrrrrdbeg zu öffnen.
Wie immer war diese Commitee-Abfüllung ganz anders, als das, was ich von Ardbeg kenne. Gewohnte Noten ja, aber dennoch völlig neu! Und das ist es auch, was ich so schätze.
Das erste Schnuppern am Korken nach dem Öffnen erinnerte mich ganz kurz an den “Kelpie” – dieser Eindruck verschwand aber recht fix.
Auge: etwas heller als erwartet, ein frisches gelb
Nase: angebrannter Porridge mit Salz, leichte Kokos-Note, ardbeguntypische medizinische Note, nach intensivem Überlegen am ehesten mit Kampfersalbe von “Omas Bein” assoziiert
Geschmack: Pale Ale mit Grapefrucht, eichig-bitter fruchtig, gischtumspülter Felsen, mineralisch, feine Rauchnote
Abgang: ein frischer und leichter Rauch, leider zu kurz
Geruch mit Wasser: deutlich algiger, Seetang am Strand, verschwitztes Ölzeug
Geschmack mit Wasser: trockene Reiswaffel mit Kokos-Creme
Fazit: Alter verschwitzter Seebär mit krankem eingesalbten Bein.
Ein sehr guter Whisky mit vielen aber nur sehr feinen Nuancen, nichts ist wirklich vordergründig oder erschlagend dominierend. Nicht der beste Ardbeg aber dennoch toll.
Hallo Daniel,
danke für diese schöne Einschätzung zum Arrrrrrrdbeg und die wirklich originellen Tasting Notes.
Viele Freude noch mit dem „verschwitzten Seebär“!
Lukas vom Malt Whisky Magazin
Langsam finde ich die Geheimniskrämerei um das Alter der Ardbeg Sonderabfüllungen etwas abstrus. Bei diesem Alkoholgehalt und der Information, dass er in Fassstärke abgefüllt wurde, lässt sich in Analogie zu anderen Islay Single Malts schließen, dass diese Fässer Anfang 20 waren (Laphroaig hat bei 10 Jahren 60,1% und bei 25 Jahren 51,4%).
Natürlich stehen die Warehouses nicht auf Islay, aber eine gewisse räumliche Nähe ist dennoch anzunehmen, wodurch die Vergleichbarkeit gegeben sein dürfte.
Wenn man sich das doch recht gut erschließen kann, warum schreibt man das dann nicht mit dem gebührenden Stolz drauf, dass der Whisky 21 Jahre oder so ist?
Hallo Josef,
vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich denke, dass man vom Alkoholgehalt nicht verlässlich auf das Alter schließen kann. Die 51,8 % lassen sich bei einem jüngeren Whisky doch auch durch Herunterverdünnen mit Wasser erreichen.
In diesem Sinne war unsere Angabe bezüglich der Fassstärke nicht ganz korrekt, gemeint war „so stark wie Cask Strength“. Ich habe das eben im Artikel korrigiert, damit es eindeutig ist.
Angesichts der Wuchtigkeit des Torfs ist der Ardbeg Arrrrrrrdbeg ziemlich sicher deutlich jünger als die vermuteten 21 Jahre. Gut möglich, dass die Fässer nur 9 bis 12 Jahre im Warehouse lagen. Ein Age Statement würde den Preisvergleich mit anderen Abfüllungen erleichtern, das ist vermutlich nicht unbedingt gewollt.
Viele Grüße
Lukas vom Malt Whisky Magazin
Ich glaube kaum, dass Ardbeg die beschränkten Recourcen, welche von nahe 20-jährigen oder älter vorhanden sind, in der jährlichen Committee-Version für 150 Euro “verschleudert”.
Man beachte, was die Whiskys von Ardbeg, die eine Altersangabe trugen, in jüngster Zeit gekostet haben.