Der Begriff NAS steht bei Whisky für No Age Statement. Bei NAS-Whiskys hat sich die Destillerie entschieden, kein Alter auf der Flasche anzugeben. Häufig enthalten diese Single Malts eine Mischung unterschiedlicher Reifestufen. Die fehlende Altersangabe muss kein Nachteil sein: Wir stellen die besten NAS-Whiskys vor und klären die wichtigsten Fragen zum Thema.
Die Basics zu NAS-Whiskys
- Ein No Age Statement Whisky erscheint ohne Reifezeitangabe auf dem Etikett. Die Destillerie gibt bei einem NAS-Whisky also nicht bekannt, wie viele Jahre er in Fässern gereift wurde.
- Jeder Scotch Whisky muss für mindestens drei Jahre in Eichenholzfässern reifen. Erst dann darf er als Whisky bezeichnet und verkauft werden.
- Wird eine Reifezeitangabe auf dem Etikett gemacht, so muss immer das Alter des jüngsten enthaltenen Whiskys genannt werden.
- Die meisten NAS-Whiskys sind dennoch deutlich länger als drei Jahre gereift: Fünf bis neun Jahre sind durchaus üblich.
- Teilweise sind die Abfüllungen sogar gleich lange gereift wie reguläre Single Malts: In diesem Fall gibt es häufig Gründe der Markenführung das Alter nicht zu nennen – etwa um einer bekannten Abfüllung aus dem eigenen Haus keine Konkurrenz zu machen
Die beliebtesten NAS-Whiskys im Vergleich
Aktualisiert am 7.06.2023 um 04:44 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API
Inhaltsverzeichnis
- Die Basics zu NAS-Whiskys
- Die beliebtesten NAS-Whiskys im Vergleich
- Whiskys ohne Altersangabe – unsere Empfehlungen:
- Auchentoshan Three Wood – dieses Sherry-Feuerwerk braucht kein Alter
- Glenmorangie Nectar d’Or – wunderbar milde Süßwein-Aromen
- Glenfiddich Project XX – ein vielfältiges Cask-Highlight ohne Age Statement
- Talisker Port Ruighe – runder Portwein & feiner Rauch
- Laphroaig Quarter Cask – kleinere Fässer für schnellere Reifung
- Kilchoman Sanaig – Rauch & Sherry perfekt komponiert
- Smokehead High Voltage – ein fassstarker Islay-Mystery-Malt mit viel Torf
- Unser Ratgeber zu NAS-Whiskys
Whiskys ohne Altersangabe – unsere Empfehlungen:

Fruchtig & Sherry
Auchentoshan Three Wood – dieses Sherry-Feuerwerk braucht kein Alter
Der Whisky: Nordöstlich von Glasgow liegt inmitten der schottischen Lowlands die Auchentoshan-Distillery. Die Brennerei ist eigentlich bekannt für ihre sehr sanften und milden Single Malts. Der Auchentoshan Three Wood bringt mit einer Lagerung in Bourbon-Barrels, Oloroso-Casks und Pedro Ximenez-Casks mehr Spannung ins Glas.
So schmeckt er: Im Geschmack kombiniert der Auchentoshan Three Wood ausgeprägte Holznoten mit einem eher trockenem Charakter. Pflaumen, Zimt, Schokolade und immer wieder Sherry sind zu schmecken. Ein sehr guter Whisky, der trotz der markanten Sherry-Aromen sehr weich bleibt und sich so auch vorzüglich als Dessertwhisky nach einem üppigen Essen eignet. Tasting-Empfehlung!
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Mild & fruchtig
Glenmorangie Nectar d’Or – wunderbar milde Süßwein-Aromen
Der Whisky: Glenmorangie ist nicht nur für seine besonders hohen Brennblasen bekannt, sondern auch für sein experimentelles Fassmanagement: So darf der Nectar d’Or nach zehn Jahren in Bourbon-Barrels noch für zwei weitere Jahre in Sauternes-Fässern reifen. Die französischen Süßweinfässer werden nur selten für Single Malts verwendet – sie bringen eine edelsüße Nuance in den milden Highland-Whisky.
So schmeckt er: Im Tasting ist der “goldene Nektar” ausgeprägt weich und süß mit Noten von Vanille, Honig, Rosinen, feinen Wein-Nuancen sowie dezentem Eichenholz. Der elegante und harmonisch komponierte Glenmorangie Nectar d’Or ist ein wunderbarer Single Malt – nicht nur für Wein-Liebhaber.
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Würzig & holzig
Glenfiddich Project XX – ein vielfältiges Cask-Highlight ohne Age Statement
Der Whisky: Für den Glenfiddich Project XX durften 20 Brand Ambassadoren in den Warehouses der Marke einen eigenen Glenfiddich-Whisky entwickeln. Der Glenfiddich Project XX vereint somit viele verschiedene Stimmen und Vorlieben in einem Single Malt. Mit einer Abfüllstärke von 47 % wird der Project XX etwas stärker abgefüllt als die Standards der Marke.
So schmeckt er: Der Project XX glänzt im Tasting mit einem weichen Mundgefühl, auf welchem er seine fruchtigen und holzbetonten Aromen ausbreitet. Vanille und Karamell treffen auf Orangenschalen und Rosinen. Im Mittelteil sind schokoladige Noten zu entdecken, bevor der Abgang fein-würziges Eichenholz bereithält.
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Früchte & Rauch (18 ppm)
Talisker Port Ruighe – runder Portwein & feiner Rauch
Der Whisky: In den Anfangsjahren von Talisker wurden die Whiskys der Brennerei zu einem großen Teil in Portwein-Fässern gereift. Mit dem Talisker Port Ruighe wagt die Hebriden-Destillerie einen Blick in diese Vergangenheit. Der Talisker Port Ruighe wird doppelt in Eichenholzfässern gereift. Auf eine erste Lagerung in Ex-Bourbon-Barrels folgt ein Finish in Port-Casks. Die portugiesischen Portweinfässer fügen dem Talisker-Whisky fruchtige und würzige Noten hinzu.
So schmeckt er: Im Tasting des Talisker Port Ruighe schmecken wir Aromen von Vanillepudding, Brombeeren, weißer Schokolade und Grapefruit. Der Malt von der Isle of Skye verrät seine maritime Herkunft durch fein-rauchige und salzige Noten. Wer die Kombination aus Portwein und leichtem Rauch probieren möchte, findet hier einen runden Starter zum erschwinglichen Preis!
Aktualisiert am 7.06.2023 um 07:19 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API

Rauchig & torfig
Laphroaig Quarter Cask – kleinere Fässer für schnellere Reifung
Der Whisky: Mit dem Laphroaig Quarter Cask hat die Destillerie eine spannende Alternative zum unverwüstlichen 10-jährigen geschaffen. Der Single Malt reift zunächst für mindestens 5 Jahre in Bourbon-Barrels und erhält dann ein mehrmonatiges Finish in kleineren Quarter Casks. Seine kraftvollen Aromen werden von der erhöhten Abfüllstärke von 48 % unterstützt.
So schmeckt er: Ganze Kaskaden von Rauch und Torf qualmen den Mund zu. Der Laphroaig Quarter Cask wirkt kraftvoll, dunkel und sehr lebendig. Süße Noten erinnern an Datteln und Rosinen. Spuren von Espresso und dunkler Schokolade leiten über zu würzigen Aromen. Der Abgang des Quarter Cask hält neben viel Rauch auch Meersalz und fein-bittere Zitronenschale bereit. Der ausgeprägt torfige Geschmack bleibt im Mund zurück.
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Rauchig & Sherry (50 ppm)
Kilchoman Sanaig – Rauch & Sherry perfekt komponiert
Der Whisky: Wenn Torf und Sherry aufeinander treffen, ist ein spannender Whisky nicht weit. Der Kilchoman Sanaig ist da keine Ausnahme: Der Single Malt aus einer der kleinsten Brennereien von Islay wird mit 50 ppm getorft und reift nach dem Brennen in einem Mix aus 70 % Oloroso-Sherry-Casks und 30 % Bourbon-Barrels.
So schmeckt er: Pflaumenmus mit Zimt, herbe Grapefruit und trockene Sherryaromen vereinen sich mit mineralisch-torfigen Noten zu einer aufregenden Liaison. Der Abgang ist lang und intensiv mit viel Holzrauch, Asche, Meersalz und felsigen Noten. Chapeau!
Aktualisiert am 7.06.2023 um 09:30 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API

Rauchig & torfig
Smokehead High Voltage – ein fassstarker Islay-Mystery-Malt mit viel Torf
Der Whisky: Der Totenkopf auf der Flasche verleiht dem Smokehead High Voltage ein kühnes Aussehen. Drinnen steckt ein Mystery Malt: Das Rätseln aus welcher der neun Islay-Brennereien der stark getorfte Single Malt stammt, gehört mit zum Konzept. Der High Voltage wird aus einer ganzen Reihe von Fässern komponiert und mit 58 % Alkohol abgefüllt, was ungefähr Cask Strength entspricht.
So schmeckt er: Würzige, trockene und kräftige Aromen prägen den Smokehead High Voltage. Asche und Torf treffen auf Orangenschalen, Cassis und Herrenschokolade. Dazu Aromen von gebratenem Speck und salzigem Karamell. Der Abgang des Cask Strength Malts ist lang, trocken und von viel Holzrauch geprägt.
Aktualisiert am 7.06.2023 um 11:01 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API
Unser Ratgeber zu NAS-Whiskys
Was ist ein NAS-Whisky?
Der Begriff NAS steht für No-Age-Statement. Bei einem NAS-Whisky gibt die Destillerie also bewusst nicht bekannt, wie lange er in Eichenholzfässern gereift wurde. Drei Jahre sind aber das gesetzliche Minimum. Viele NAS-Whiskys sind dennoch deutlich länger gereift – fünf bis neun Jahre sind üblich. Einige Single Malts ohne Altersangabe auf dem Etikett sind sogar gleich alt wie andere Abfüllungen der selben Brennerei.
Warum gibt es NAS-Whiskys?
Viele Destillerien nutzen No-Age-Statement-Whiskys, um ihre Single Malts in kürzerer Zeit auf den Markt zu bringen. Gerade wenn der Fassbestand knapp ist, können NAS-Whiskys gezielt Druck von älteren Abfüllungen nehmen.
Zugleich bieten die Whiskys ohne Altersangabe aber auch die Chance, mit verschiedenen Fässern und Whisky-Finishes zu experimentieren und so neue Geschmackserlebnisse zu kreieren. Die Brennerei muss nicht erst zehn oder zwölf Jahre warten, um eine neue Abfüllung herauszubringen.
In diesem Sinne sind NAS-Whiskys die Reaktion auf einen schneller werdenden Markt, in welchem Genießer experimentierfreudiger sind und mehr unterschiedliche Aromen probieren möchten.
Wie lange muss ein guter Whisky reifen?
Auch wenn es natürlich vom persönlichen Geschmack abhängt, so gibt es doch typische Reifestufen bei Whiskys:
- 3 Jahre: Das gesetzliche Minimum, fast alle Whiskys in diesem Bereich schmecken aber sehr jung und haben viel New Make Charakter
- 4 bis 6 Jahre: Sehr junge Whiskys, die ebenfalls häufig noch New Make Charakter haben. Bei Einsatz vieler unterschiedlicher Fässer wird teilweise mehr Reife simuliert
- 7 bis 9 Jahre: Junge Whiskys, die selten mit Age Statement erscheinen. Je nach Fassauswahl oder Torfeinfluss aber durchaus spannend
- 10 bis 12 Jahre: Das häufigste Standard-Alter schottischer Single Malts. In diesem Alter haben viele Abfüllungen eine überzeugende Reife. Die rauen Aromen des New Makes sind abgeschliffen, die Aromen des Fasses fangen an den Whisky langsam zu prägen, er gewinnt an Tiefe und Komplexität
- 13 bis 15 Jahre: Reife Whiskys mit vielschichtigen und abwechslungsreifen Aromen.
- 18+ Jahre: Sehr reife Whiskys, die sich durch noch mehr Tiefe und komplexere Aromen auszeichnen. Mit zunehmendem Alter aber auch immer weicher werden.
Die Beschreibung der Altersstufen ist nicht absolut zu sehen: Es hängt stark von den verwendeten Fässern ab, welchen Charakter und welche Aromen ein Whisky während der jahrelangen Reifung entwickelt. Das Alter allein ist kein Qualitätsfaktor, es gibt aber wichtige Hinweise auf die Güte eines Single Malts.
Woran erkenne ich gute NAS-Whiskys?
Gute NAS-Whiskys zeichnen sich häufig dadurch aus, dass die nicht vorhandene lange Reifung in Fässern durch andere Faktoren ersetzt wird:
- Rauchige Whiskys: Da die Torfaromen während der Fassreifung abgebaut werden, profitieren viele rauchige Whiskys profitieren von jüngeren Abfüllung. Sie sind intensiver, wilder, ungestümer!
- Sherry-Cask-Reifung: Kommen möglichst frische Sherryfässer zum Einsatz, bringen sie intensive Aromen in den Whisky. Je nach Güte der Casks und Erfahrung des Brennmeisters haben auch jüngere Whiskys mit Sherry-Finish teilweise viel zu bieten.
- Cask Strength Whiskys: Alkohol ist ein hervorragender Geschmacksträger. Und so erscheinen viele fassstarke Whiskys ohne Altersangabe auf dem Etikett. Da der Alkoholgehalt dank Angels’ Share über die Jahre sinkt, werden viele Cask-Strength-Releases bewusst jünger abgefüllt.
- Vielfältige Fasskomposition: Bisweilen werden insbesondere sehr junge Whiskys in einer Vielzahl von unterschiedlichen Fässern gereift, die ihre Aromen an das Destillat abgeben. Auf diese Weise entsteht ein (häufig nur oberflächlicher) Eindruck von Reife und Vielschichtigkeit. Besser sind häufig Single Malts, die sich auf wenige und dafür hochwertigere Fässer konzentrieren.
4 Kommentare
Den Auchentoshan Heartwood ziehe ich persönlich dem Three Wood vor. Der Heartwood scheint nur leider in Deutschland schwer verfügbar zu sein, ist aber wie der Port Ruighe und der Glenfarclas 105, der m.E. auch auf die Liste gehört, einer meiner NAS-Lieblinge.
Hallo, der Aberlour A’bunadh ist für mich immer eine gute Wahl unter den NAS-Whiskys!
Der Auchentoshan Three Wood war einer meiner ersten Enttäuschungen. Ich empfand ihn geschmacklich als sehr blass und charakterlos.
Der Talisker Port Ruighe gehört zu meinen absoluten Favoriten. Den Laphroaig QC mag ich auch sehr, wobei ich den PX Cask und den Lore unter den NAS noch mehr mag. Den Kilchoman Sanaig muss ich erstmal probieren. Ein Sample steht bereits bereit. Aufgrund eurer hohen Bewertung bin ich sehr gespannt. Auch der Glenmorangie Nectar d’Or wartet schon im Regal.
Den Glenfiddich Project XX habe ich erst vorgestern erstmals probiert. Sehr ausgewogen und vielschichtig fand ich. Aber es fehlte mir ein bisschen “das Typische”, was ihn unverwechselbar macht.
Ansonsten empfehle ich gern noch folgende NAS Whisk(e)ys aus meiner Sammlung: Teeling Single Malt und Blackpitts, The Ileach Cask Strength, Ardbeg Uigeadail und Corryvreckan, Dalmore Port Wood Reserve, Talisker Dark Storm, Longrow Peated, Nc’Nean Organic, Glenfarclas 105 und Port Askaig 100° Proof. Slàinte!
Hallo Tilo,
vielen Dank für Deinen Kommentar und die zahlreichen Ergänzungen. Wie immer ist es Geschmackssache, welcher Whisky einem zusagt und welcher ein neuer Favorit wird.
Den Kilchoman Sanaig solltest Du unbedingt probieren: Toller Torfrauch und Früchte, einer meiner absoluten Lieblingswhiskys.
Viele Grüße
Lukas vom MALT WHISKY Magazin