Benannt ist der Kilchoman Sanaig nach der Bucht Sanaigmore auf der Insel Islay. Auch sonst ist vieles bei Kilchoman regional: Die Gerste zum Brennen der Whiskys wird teilweise auf der Insel angebaut und auf dem hauseigenen Malting Floor gemälzt. Auch die Lagerung und Abfüllung erfolgt nach Möglichkeit auf der kleinen Hebriden-Insel.
Die junge Kilchoman-Destillerie beschränkt sich auf wenige Single Malts, die überwiegend in einer Kombination aus Ex-Bourbon-Barrels und Sherry-Casks reifen. Der beider Fassarten unterscheidet sich über die Abfüllungen hinweg: Der Kilchoman Machir Bay (überwiegend Ex-Bourbon), der hier vorgestellte Sanaig (überwiegend Oloroso-Sherry) und der Loch Gorm (komplett Oloroso-Sherry) bilden so eine aufsteigende Reihe. Eine Besonderheit für Kenner ist der aus regionalen Rohstoffen vollständig auf Islay hergestellte Kilchoman 100 % Islay.

Was steckt drin, wo Kilchoman Sanaig draufsteht?
Die Gerste: Ganz typisch für Islay wird der Kilchoman Sanaig aus stark getorfter Gerste mit immerhin 50 ppm hergestellt. Ein Teil der Gerste wird bei Kilchoman auf eigenen Malting Floors gemälzt, ein weiterer Teil aus den regionalen Port Ellen Maltings auf der Insel zugeliefert.
Die Destillation: Das Brennen des Whiskys erfolgt in kupfernen Pot Stills, von denen Kilchoman mittlerweile vier Stück hat (zwei Wash-Stills, zwei Spirit-Stills).
Die Fässer: Für die Reifung des Kilchoman Sanaig werden 70 % Oloroso-Sherry-Casks und 30 % Ex-Bourbon-Barrels verwendet. Die volle intensive Farbe des Sanaig lässt den intensiven Einfluss der Sherryfässer schon erahnen.
Die Abfüllung: Der Kilchoman Sanaig trägt keine Altersangabe auf dem Etikett und so ist zu vermuten, dass der Islay-Malt deutlich jünger als 10 Jahre sein dürfte. Laut einigen Quellen soll der enthaltene Whisky zwischen 4 und 5 Jahren in den Fässern reifen – damit wäre der Kilchoman Sanaig ein eher junger Whisky. Bei der Abfüllung des Sanaig verzichtet Kilchoman auf das Nachfärben mit Zuckerkulör und eine Kühlfiltrierung. Der Single Malt kommt mit stärkeren 46 % in die Flasche.

Unsere Verkostung des Kilchoman Sanaig
Wie riecht er?
Rauch und Früchte bestimmen den Duft des Kilchoman Sanaig. Pflaumenkompott mit Zimt und Nelken, Gugelhupf mit Rum-Rosinen, herbstlicher Duft. Im Mittelteil treffen erdige lehmige Noten auf getrocknete Tomaten in Öl. Der Abgang ist geprägt von weichem Rauch, dunklen Torfnoten, Meersalz und Asche.
Wie schmeckt er?
Das Mundgefühl des Kilchoman Sanaig ist angenehm weich, die Aromen sind mineralisch und würzig. Eine süße Note erinnert an Pflaumenmus mit Zimt, dazu herbe Grapefruit und trockener Sherry. Es folgen mineralische torfige Noten, die sich bis weit über den Abgang hinaus erstrecken. Sie werden begleitet von Holzrauch, Asche, Meersalz und felsigen Noten.
Aktualisiert am 3.10.2023 um 22:29 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API
4 Kommentare
Das Medizinische habe ich im Sanaig auch nicht entdecken können, finde ihn eher mild und süß. Das Rauchige empfinde ich dazu wundervoll ergänzt. Gehört zu den guten jungen Islays wie der Quarter Cask von Laphroaig. Da alles Geschmackssache ist und man Whiskys selbst probieren sollte, einfach mal versuchen.
Wer einen fruchtigen Raucher sucht ist hier richtig, über den Quarter Cask kann man sich dann über den Ardbeg 10 Jahre oder Talisker in Richtung Octomore und Lagavulin vorarbeiten und auch da hat jeder eine andere Meinung. Gut so!
Ich hatte mir den Sanaig gekauft, nachdem ich viel Gutes über diesen gelesen hatte. Nach längerer Glückssträhne bei “Blindkäufen” war er allerdings eine ziemliche Enttäuschung.
Ich bin ein großer Freund der rauchigen bis sehr rauchigen Islay-Whiskys (bspw. zählen der Port Charlotte 10 und der Ardbeg Uigedail zu meinen absoluten Favoriten), mag allerdings diejenigen mit medizinischen Noten, wie den Laphroaig 10 Jahre, überhaupt nicht.
Nach der Erstverkostung des Kilchoman Sanaig musste ich feststellen, dass die medizinischen Noten in diesem leider auch vorhanden sind. Ich wünschte, das hätte mir mal vorher jemand gesagt (bzw. in einem Tasting-Review geschrieben) 😀
Lieber Stefan,
Du sprichst mir aus der Seele!!
Ob Ardbeg, Talisker, Balvenie Peated, Ledaig, Bowmore, Ardmore oder Port Charlotte – diese Raucher genieße ich sehr.
Bei Laphroig bin ich aufgrund des Phenolischen, also dieser medizinischen Note (Pflaster/Krankenhaus/S-Bahn-Bremse), raus. Ok, der Triple Wood war gut…
Finde es auch sehr schade, dass bei den unzähligen Internet-Reviewern die Rauchigkeit nicht unterschieden wird. Ich meine, Lagerfeuer oder Räucherschinken, gerne auch mit Torfig, Erdigen (a la Bowmore) Einflüssen…
Aber Phenolisch/medizinisch wäre MIR immer eine Notiz wert. Muss man halt mögen. Und viele Anfänger tun dies eben nicht und sind dann vollständig von “den Rauchigen” oder Islay weg. Sorgt immer wieder für überraschte Gesichter, wenn ich oben genannte zum Probieren gebe. 😉
Hallo Ole, Hallo Stefan,
danke für Eure Kommentare. Tatsächlich sind medizinische Noten in Whiskys am Ende Geschmackssache.
Nach dem Tasting des Kilchoman Sanaig kann ich allerdings nicht bestätigen, dass er medizinisch ist. Ich finde der Torf ist eher mineralisch geprägt und kombiniert sich mit Holzrauch und den Fruchtnoten zu einem sehr runden Gesamtbild.
Viele Grüße
Lukas vom MALT WHISKY Magazin