Die Fahrt über kurvige Landstraßen vorbei an saftig grünen Schafweiden und goldgelben Gerstenfeldern lohnt sich: Denn im Dörfchen Forgue in der Nähe von Huntly (bekannt für Dean’s Shortbread-Fabrik und Rizza’s Eisfabrik) warten die historischen Steingebäude von GlenDronach mit ihren markanten, rot lackierten Türen. Nicht alles ist so alt wie der charakteristische Kiln am Hauptgebäude: Das Still House wurde zum Beispiel erst 1966 ergänzt und erinnert mit seinem grauen Beton-Look ein wenig an die Caol Ila-Destillerie. Durch die großen Fenster schimmern zwei Brennblasen-Paare dem wolkenverhangenen Tag entgegen.

Hier entsteht er also: Der GlenDronach Peated. Eine besondere Abfüllung, weil er der einzige Whisky der Destillerie ist, der mit getorfter Gerste hergestellt wird.
Heute bleibt der Kiln kalt – getorfte Gerste gibt es trotzdem
Früher war das ganz normal: Man warf ins Feuer, was man gerade hatte und Torf brannte nun einmal gut. Folglich schmeckten Whiskys in früheren Zeiten häufig rauchig und torfig (beide Aromen sollte man nicht gleichsetzen, ein Single Malt kann durchaus torfig, aber nicht rauchig schmecken – und umgekehrt). Heute erhalten die meisten Destillerien ihre Gerste aus großen Mälzereien fertig vorbereitet angeliefert und stellen diese nicht mehr auf eigenen Malting Floors her. Getorft ist sie nur noch, wenn der Brennmeister es explizit bestellt. Auch bei GlenDronach ist das so: Der Kiln bleibt kalt und die Gerste wird in einer Mälzerei in Buckie an der Küste vorbereitet.

Nicht jeder möchte einen flüssigen Aschenbecher trinken
Einen Peated Whisky ins Programm zu nehmen, ist immer noch ein mutiger Schritt. Das mag uns Whisky-Genießer, die wir doch den Geschmack von Lagerfeuer und Verbandsmaterial am liebsten noch am nächsten Morgen auf der Zunge haben möchten, erstaunen – aber es gibt eine ganze Reihe von Leuten, die das überhaupt nicht mögen.
Bei meiner Tour durch die GlenDronach-Destillerie war auch eine französische Besuchergruppe dabei. Eine Frau im mittleren Alter bestellte sich beim anschließenden Tasting auch einen Schluck des GlenDronach Peated. Sie nippte am Glas und die Gesichtszüge sagten alles… Später sah ich sie dann beim Kauf einer Flasche GlenDronach 12 Jahre und vermutlich ist sie mit dieser Wahl auch erheblich glücklicher.
Das kleine Beispiel erklärt, warum viele größere und mehr dem Mainstream verschriebene Brennereien das Experiment mit dem Torf scheuen: Sie haben Angst einen Teil ihrer Zielgruppe zu verschrecken, während sie auf der anderen Seite nicht genug „Peatheads“ dazu gewinnen.

Seit 2015 gibt es den GlenDronach Peated
GlenDronach hat sich 2015 getraut und so kommt immer wieder getorfte Gerste in die Mash Tuns. Die Gerste verfügt über einen Torfgehalt von 25 ppm und liegt damit ungefähr auf dem Niveau von Bowmore und Talisker (beide 25-30 ppm).
Nun sagt der in der Gerste gemessene ppm-Wert nicht allzu viel aus. Schließlich geht eine ganze Menge Torf beim Brennen verloren, auch bei der Fasslagerung wird die Substanz über die Jahre abgebaut.
Da der GlenDronach Peated aber ohne Age-Statement auskommt, können wir wohl doch davon ausgehen, dass ein guter Teil des Torfs im vermutlich jünger als 10 Jahre alten Whisky enthalten ist. Laut Tourguide ist der GlenDronach Peated ungefähr 7 Jahre alt. Ungefärbt und ungefiltert kommt er nach dieser Lagerzeit mit 46 % Alkoholgehalt in die Flasche.
Nun sollte man sich an die Altersangabe auf Whiskys auch nicht festklammern, wie eine alte Oma an ihre Handtasche. Denn gerade bei getorften Malts gibt es auch sehr gute Beispiele für jüngere Abfüllungen, die vorzüglich funktionieren: Man denke etwa an den gelungenen Lagavulin 8 Jahre oder an den ebenfalls guten Ardmore Legacy.

Bourbon und zweimal Sherry – aber kein Age Statement
In einem Punkt bleibt der „Peated“ der Linie der Destillerie treu: Denn fast alle GlenDronach-Whiskys kommen an irgendeinem Punkt ihrer Reifung mit einem Sherryfass in Berührung. Viele reifen sogar ihr ganzes Leben in einem ehemaligen „sherry butt“. Beim GlenDronach Peated erfolgt die Lagerung zunächst in ehemaligen Bourbon-Barrels. Dann folgt ein Finish in Oloroso- und Pedro Ximenez-Sherryfässern.
Wir sind gespannt wie sich Torf und Sherry im Glas vertragen werden!

Unser Tasting des GlenDronach Peated
Wie riecht er?
Der milde Rauch eines erloschenen Lagerfeuers liegt in der Luft. Räucherspeck und ein Stück vergessenes Stockbrot. Dazu Vanille, herbe Birne und Johannisbeeren. Im Hintergrund der Sherry, der umflossen wird von noch mehr weichem Rauch. Auch mineralische Noten schwingen mit, sorgen dafür dass der GlenDronach salzig riecht – ganz so als hätte er Meerluft geschnuppert.
Wie schmeckt er?
Im Mund ist der Torf deutlich dominanter als der Rauch. Der GlenDronach Peated schmeckt salzig und erdig. Dennoch ist er viel milder als der typische Islay-Whisky. Interessant ansonsten das cremige Mundgefühl, der Single Malt schmeckt richtig üppig und voll wie eine Sahnecreme zum Dessert. Hinten sind Sherry und Holz zu schmecken, aber deutlich zurückgenommener als etwa beim GlenDronach 12 Jahre. Im Nachgeschmack dunkle Noten von Baumrinde.
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Aktualisiert am 21.09.2023 um 19:01 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API