Der Laphroaig 10 Jahre ist ein Whisky, den man liebt oder hasst. Viele Anhänger feiern die Abfüllung wegen ihres kräftigen Torfrauchs und der medizinischen Jod-Aromen. Ähnlich groß ist allerdings auch die Zahl derer, die nichts mit dem herben Geschmack anfangen können. Wir haben den Laphroaig 10 Jahre für Euch verkostet und bewertet.
Die Laphroaig-Destillerie liegt an der Südküste der schottischen Insel Islay und in unmittelbarer Nachbarschaft zu zwei weiteren Whisky-Legenden: Lagavulin und Ardbeg. Hier sind nicht nur die Whiskys rau, sondern auch die Sitten: So wurde Laphroaig zunächst als illegale Farm-Destillerie betrieben und erst mit dem Illicit Whisky Act im Jahr 1815 auch formal legalisiert.
Laphroaig gehört zu den meistverkauften Single Malts von Islay: Neben dem hier vorgestellten Laphroaig 10 Jahre sind vor allem der ungestüme Laphroaig Quarter Cask mit seiner Reifung in kleineren Fässern und der reife Laphroaig 16 Jahre erwähnenswert. Besondere Abfüllungen wie der gelungene Laphroaig PX stellen Sherryfässer in den Mittelpunkt der Reifung.

Was steckt drin, wo Laphroaig 10 Jahre draufsteht?
Die Gerste & das Mälzen: Laphroaig ist eine von wenigen schottischen Destillerien, die noch eigene Malting Floors betreiben. Rund 20 % der benötigten Gerste werden dort gemälzt und anschließend in einem Ofen über brennenden Torfballen gedarrt. Dieser Prozess soll langsamer ablaufen als bei anderen Brennereien: So wird die Gerste für 17 Stunden mit dem Rauch aromatisiert, dann wird sie mit heißer trockener Luft für 19 Stunden getrocknet. Der übrige (größere) Teil der Gerste wird von den Port Ellen Maltings zugeliefert.
Der Torf: Der Peat wird auf eigenen Feldern von Hand gestochen und bringt so ein typisches Islay-Terroir in den Laphroaig 10 Jahre. Interessant ist die Verwendung von zwei Stärken: Bei der selbst getorften Gerste wird der Peatgehalt auf 40-60 ppm eingestellt, bei der zugekauften Gerste sind es 35-45 ppm.

Die Destillation: Die Laphroaig-Brennerei verfügt über ein eher ungewöhnliches Setup von sieben Brennblasen: In drei Wash Stills und vier Spirit Stills wird der Whisky gebrannt. Eine große Spirit Still produziert dabei ein schwereres, leicht öliges Destillat, die kleineren Brennblasen hingegen einen leichteren, süßeren und fruchtigeren New Make. Beide Varianten werden miteinander gemischt, bevor sie eingestellt auf 63,5 % Alkoholstärke in die Fässer kommen.
Die Fässer: Der Laphroaig 10 Jahre reift vor allem in amerikanischen Bourbon-Barrels. Der weiche Geschmack des Bourbons mit Noten von Vanille und Karamell bringt eine süße Note in die Abfüllung, welche immer wieder durch den markanten Rauch und Torf hindurch schimmert.
Die Abfüllung: Mit einer Stärke von 40 % wird der Laphroaig 10 Jahre ganz regulär abgefüllt. Die Abfüllung wird kühlgefiltert und mit Farbstoff nachgetönt. Hier verpasst es Laphroaig erste Pluspunkte zu sammeln.

Unser Tasting des Laphroaig 10 Jahre
Wie riecht er?
Schon beim Entkorken der Flasche schlägt uns der Duft dieses Islay-Whiskys intensiv entgegen: Die kräftigen Rauch- und Torfnoten des Laphroaig 10 Jahre sind sofort da. Sie erinnern im ersten Moment an Schwarzpulver und Feuerwerkskörper, gehen später in dunkle, erdige Noten über. Der Single Malt wirkt ansonsten trocken und mineralisch, mit einer ordentlichen Prise Meersalz. Süßliche Noten erinnern an Erdbeer- oder Orangenmarmelade, auch etwas Zitronenschale ist mit von der Partie.
Wie schmeckt er?
Der Geschmack ist geprägt von intensivem Rauch und – sogar noch stärker – von Torf: Erdige, dezent süße Noten füllen den Mund aus. Der Laphroaig 10 Jahre wirkt stärker als seine 40 % Abfüllstärke erwarten lassen. Durch die Wand aus Torf brechen immer wieder helle Noten hindurch: Zitronenschale und Meersalz sind zu schmecken. Dazu mineralische Nuancen, die an Kieselsteine oder Felsen erinnern. Im Abklang bleibt der medizinische Geschmack von Jod und Pflastern im Mund zurück.
Aktualisiert am 11.12.2023 um 14:07 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API
Erst mal probieren? Dieses Tasting-Set macht es möglich:
Aktualisiert am 11.12.2023 um 15:51 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API
7 Kommentare
Bin zwar erst seit 3 Jahren oder sowas beim Scotch angekommen, also ein Newbie gemessen an euch. aaaaber, ich habe den Geschmack an rauchigen Whiskys gefunden. Laphroaig 10 ist ein wunderbares Abenteuer für mich. Caol Ila 12 ist mein anderer Favorite.
Ich muss leider sagen, der Whisky schmeckt für mich nach verbrannten Gummireifen.
Ich liebe die Whiskys von Laphroaig. Und was auch super gut ist: Einen Hefezopf mit getränkten Rosinen backen. Ich freue mich auch schon wieder im August für 7 Tage auf Islay zu sein.
Würde den Quarter Cask noch höher ansiedeln, für mich der “Heilige Gral” unter den urwüchsigen rauchigen Whiskys. Da kommt auch ein Ardbeg 10 nicht mit. Allein ein Lagavulin 16, das wäre zu diskutieren oder nochmal nebeneinander zu verkosten 🙂
Da kann ich mich nur anschließen. Ohne die beiden wäre meine Whisk(e)y-Bar unvollständig.
Seit dem ich mich durch die Malt-Welt probiere, ist der Laphroaig 10 Jahre mein absoluter Favorit unter 40 Euro. Der Whisky hat für mich einen sehr eigenständigen Geschmack. Dies riecht man bereits beim Öffnen der Flasche. Ein wirklich vielschichtiges Geschmacksvergnügen mit einem lang anhaltenden Abgang.
Ich bin begeistert… Habe eine Werbung auf Facebook gesehen. Musste ihn testen und probieren. Ich bin begeistert von der Vielfalt der Aromen und den vielen unterschiedlichen Nuancen dieses Whiskys… solch eine Geschmacksexplosion für einen verhältnismäßigen geringen Preis bekommt man selten! Namhafte Destillerien kommen da nicht heran. Ich habe einen neuen Liebling in meiner Sammlung an sehr guten Whiskys 🙂