An manchen Tagen komme ich abends nach Hause und denke mir: “Ein gemĂŒtliches Dram auf dem Sofa wĂ€re jetzt genau das Richtige!” Doch welchen Whisky aus der wachsenden Sammlung soll ich mir einschenken? Ich habe beobachtet, dass manche Malts wie Jura Superstition, Talisker Skye oder Ardmore Legacy hĂ€ufiger als andere bei mir im Glas landen. Warum diese Whiskys? Vermutlich weil sie eine solide QualitĂ€t mitbringen, dabei aber nicht unbedingt stĂ€ndig die volle Aufmerksamkeit eines formellen Tastings erfordern â sie sind gewissermaĂen “Easy-sipping-Malts”. Auch der Ardmore Traditional Peated steht in dieser Reihe. Kann er als rauchiges Feierabend-Dram ĂŒberzeugen?
Rein ökonomisch betrachtet ist der Ardmore Traditional Peated schon mal ein guter Fang: Weniger als 40 Euro kostet die Flasche, die gleich 1 Liter des Highland-Whiskys enthĂ€lt. Die FlaschengröĂe hĂ€ngt damit zusammen, dass der Single Malt ursprĂŒnglich nur im Travel-Retail erhĂ€ltlich war. Auf eine 0,7-Liter-Normalflasche umgerechnet ergibt sich so ein Preis unterhalb von 30 Euro. Auch eine ganze Reihe anderer NAS-Whiskys kostet zwischen 30 und 40 Euro â aber bei ihnen sind dann eben auch nur 700 ml enthalten.
Highland-Torf und junger Whisky
Gespart wurde beim Ardmore Traditional Peated zumindest schon mal nicht am Torf: Denn der Aufdruck auf der (im ĂŒbrigen sehr schick gestalteten Dose) verrĂ€t uns, dass fĂŒr den Ardmore Tradition Peated ausschlieĂlich ĂŒber Torfrauch gemĂ€lzte Gerste verwendet wird. Der ppm-Gehalt im New Make von Ardmore soll zwischen 3,5 und 6 ppm liegen. Im Vergleich zu Torfmonstern wie Laphroaig (40 ppm) oder Ardbeg (55 ppm) mutet das fast niedlich an. Aber es kommt eben immer auch darauf an, wie viel Torfaromen am Ende der Lagerung ĂŒbrig bleiben. So gesehen hat der Ardmore Traditional Peated schon mal einen Vorteil: Denn es ist davon auszugehen, dass wohl ein GroĂteil des enthaltenen Whiskys unter 10 Jahre alt sein wird. Sonst hĂ€tte Ardmore sicher ein Age-Statement auf die Flasche gedruckt.
Eine verkĂŒrzte Lagerung muss bei torfigen Whiskys nicht schlecht sein. HĂ€ufig sind Rauch und Torf bei jungen AbfĂŒllungen deutlich stĂ€rker zu schmecken â gut zu beobachten zum Beispiel beim Vergleich von Lagavulin 8 Jahre und Lagavulin 16 Jahre. Ersterer ist deutlich ungestĂŒmer und wilder in den Aromen, er hat mehr Power im Glas.

Doppelte Lagerung in BourbonfÀssern und Quarter Casks
FĂŒr den Ardmore Traditional Peated spricht zudem die doppelte Reifung – in dieser Preislage keine SelbstverstĂ€ndlichkeit: Der Whisky lagert zunĂ€chst in ehemaligen BourbonfĂ€ssern bis dann ein abschlieĂendes Finishing in deutlich kleineren Quarter Casks (die man zum Beispiel vom Laphroaig Quarter Cask kennt) folgt. Durch das geringere Volumen dieser FĂ€sser kommt prozentual betrachtet deutlich mehr Whisky in Kontakt mit den FasswĂ€nden und kann die Aromen des Holzes in sich aufnehmen. Das funktioniert aber natĂŒrlich nur, wenn die FĂ€sser nicht zu hĂ€ufig verwendet wurden. Hierzu gibt es von Ardmore leider keine Angaben.
Mit 46 % Alkohol liegt er aber erfreulicherweise schon mal ĂŒber dem Standardwert von 40 % und lĂ€sst damit sogar eine leichte VerdĂŒnnung mit ein paar Tropfen Wasser auf die persönliche TrinkstĂ€rke zu. Aber jetzt ist es endlich soweit: Wir haben den Traditional Peated im Glas und wollen ihn verkosten!
Kleine Umbenennung: Aus Tradition Peated wird Ardmore Traditional Peated
Vor kurzem hat Ardmore seinen Tradition umbenannt, dieser ist jetzt unter dem Namen Ardmore Traditional Peated erhÀltlich. Auf unserer Testflasche steht noch die alte Bezeichnung. Am Inhalt hat sich allem Anschein nach aber nichts geÀndert und so werden die meisten Fans wohl kaum merken, dass zwei Buchstaben auf dem Etikett des Single Malts dazugekommen sind.
Unser Tasting des Ardmore Traditional Peated
Wie riecht er?
Oha! Zur BegrĂŒĂung wirft uns der Single Malt erst mal ganz traditionell einen ordentlichen Ballen Torf an den Kopf! WĂ€re doch nicht nötig gewesen… Ein warmer Duft, erst sĂŒĂlich, dann kommt Holzrauch um die Ecke. Schnell breitet sich auch eine vergorene Fruchtigkeit aus, welche von gekochtem GemĂŒse (Erbsen, Möhren) flankiert wird. DarĂŒber hinaus sind mit Haferflocken und Porridge deutliche getreidige Aromen prĂ€sent. Dem Duft nach endlich mal wieder ein richtig schöner FrĂŒhstĂŒcks-Whisky!
Wie schmeckt er?
Auch hier die Aromen eines “Breakfast Malts”: Der Ardmore Traditional Peated lĂ€sst mit Getreide, KnĂ€ckebrot und einem Topf angebranntem Milchreis den FrĂŒhaufsteher raushĂ€ngen. Doch die krĂ€ftige Torfnote lĂ€sst nicht lange auf sich warten! Schön erdig und torfig, weniger rauchig. Es sind eher wenige Aromen, die dafĂŒr aber stark ausgeprĂ€gt sind. Kurz vor dem Abgang kommt die Bitterkeit von Zitronenschale hinzu, dann folgt die Trockenheit, welche gemeinsam mit dem Torf den Nachklang ausmacht.
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Letzte Aktualisierung am 25.01.2021 um 10:56 Uhr / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
Wir haben den Ardmore Traditional Peated im Rahmen unserer Tasting-Kooperation mit Expert24 zur VerfĂŒgung gestellt bekommen. Dies hatte keinen Einfluss auf unseren Test oder die Bewertung.
3 Kommentare
Sehr interessant und vom Preis- LeistungsverhĂ€ltnis fast unschlagbar. Wer weniger Torf mag, auch dafĂŒr ein idealer Einstieg, um sich heranzutasten. Wem Torf im Whisky gar nicht schmecken will, dem empfehle ich, einmal den Balvenie Double Wood 12 years zu kosten. Dreifach destilliert, zweimal in verschiedenen HolzfĂ€ssern (Bourbon u. Sherry) nachgereift, fĂŒr den netten Abend zwischendurch wirklich gut! Kostet leider auch knapp 40-42 EUR, dafĂŒr aber viel Spass im Glas!!
Danke fĂŒr diesen guten Tipp! Der Balvenie Double Wood 12 Jahre ist ein exzellenter Whisky und auch prima fĂŒr alle, die ihren Single Malt milder (aber deswegen nicht unkomplexer) mögen!
Interessanter Artikel. Vor allem weil ich tatsÀchlich genau so einen Whisky gesucht habe. Ist nach der guten Bewertung auf jeden Fall in der engeren Auswahl.
Das gegensĂ€tzliche VerhĂ€ltnis von Torfgeschmack und Alter war mir keineswegs bewusst obwohl es zugegebenemaĂen logisch erscheint. Man lernt nie aus.