Ardbeg hatte in den letzten Jahren immer mit einem Dilemma zu kämpfen: Die Whiskys waren einfach zu beliebt und gleichzeitig der Lagerbestand an alten Fässern zu gering, um ältere Abfüllungen beständig verfügbar herauszubringen. Tragende Säule der Core Range ist der Ardbeg 10 Jahre, der nun durch den halb so alten “kleinen Bruder” Ardbeg 5 Jahre flankiert wird. Darüber hinaus sind der Ardbeg Uigeadail sowie der Ardbeg Corryvreckan und der Ardbeg An Oa zu nennen, die jeweils keine Altersangabe auf dem Etikett tragen. Ältere Age-Statements sind bei Ardbeg eine Seltenheit und häufig schnell vergriffen.

Was steckt drin, wo Ardbeg Wee Beastie draufsteht?
Der Name: Wenn die Schotten „Wee“ sagen, dann meinen sie etwas Kleines: „A wee dram“ ist ein kleiner Schluck (wobei der je nach Situation auch schon mal etwas größer ausfallen kann). Und Wee Beastie eben ein kleines „Tierchen“ bzw. passender wohl eher „Biest“.
Der Torf: Das prägendste Merkmal eines torfigen Single Malts ist natürlich der Peat-Gehalt. Ardbeg macht für den Wee Beastie hier keine Angabe, aber es steht zu vermuten, dass die Destillerie-typischen 50-65 ppm in der Gerste auch hier zum Einsatz kamen. Damit ist man bei Ardbeg etwas kräftiger unterwegs als bei seinen Nachbarn auf Islay.
Das Alter: Es ist schon mutig, einen Whisky mit einem so niedrigen Alter auf dem Etikett herauszubringen. Schnell ist der Vergleich zu älteren Abfüllungen da. Aber unsere Erfahrung zeigt, dass gerade Islay-Malts schon in jungen Jahren dank ihrer kräftigen Torfaromen häufig viel zu bieten haben. Man denke nur an den großartigen Lagavulin 8 Jahre, der ebenfalls halb so alt ist, wie der 16-jährige Standard.
Die Abfüllung: Wie für Ardbeg-Whiskys üblich wird auch der Wee Beastie 5 Jahre nicht kühlgefiltert. Die eher blasse Farbe deutet zudem auf Natural Colour hin. Der junge Islay-Malt kommt mit etwas kräftigeren 47,4 % Alkohol in die typische Ardbeg-Flasche.

Unser Tasting des Ardbeg Wee Beastie 5 Jahre
Wie riecht er?
Der kleine wilde Ardbeg schmökert sofort los: Ein kräftig rauchiger und torfiger Auftakt mit mineralischen Aromen steigt uns in die Nase. Süß-säuerliche Noten halten sich die Waage. Wir riechen Balsamico und Birnensaft, dazu Kochschinken und Paprika-Gewürz. Fast schon ein Toast Hawaii im Glas! Weißer Pfeffer trifft auf Salmiak-Lakritz und Meersalz. Der Abgang wird begleitet von Teer und Steinstaub, dazu ganz viel Torfrauch.Immer wieder scheint das junge Alter durch, der Whisky noch einiges an New Make-Charakter. Spannend!
Wie schmeckt er?
Der trocken-mineralische Charakter ist im Geschmack noch ausgeprägter: Der Ardbeg Wee Beastie 5 Jahre schmeckt nach Felsen und Steinstaub, dazu markant nach Torfrauch. Dazu Grießpudding mit Birnenkompott und gesüßter Minztee. Der Abgang ist trocken und mineralisch mit dunklen Torfnoten, verbranntem Holz und Asche. Diese herben Aromen bleiben noch lange im Mund zurück.
Aktualisiert am 7.06.2023 um 02:19 Uhr | Affiliate Links | Foto: Amazon PA API
5 Kommentare
Ich genieße rauchige und torfige Whiskys am Liebsten in der kühleren Jahreszeit und in meiner Heimbar sind u. a. verschiedene Kilchoman, Ledaig, Lagavulin und Ardbeg vertreten.
Mich haben die 88 Punkte für den Wee Beastie allerdings überrascht. Nach verschiedenen Tastings ist meine persönliche Favoritenreihenfolge bei Ardbeg: 1. An Oa, 2. Ten, 3. Uigedail und erst auf 4. der Wee Beastie. Noch ungeöffnet sind BizarreBQ und Heavy Vapours – dazu gebe dann irgendwann ein Update – letztere bekommen auf jeden Fall 100 % bei Gestaltung und Story.
Ardbeg Wee Beastie muss man mögen oder nicht. Mir schmeckt er, aber nicht immer, da zu sehr nach Teer.
Dazwischen lieber mal einen Laphroaig (z.B. Quarter Cask oder 10 Jahre). Den bevorzugt meine Frau – ich liebe ihn auch, der ist nicht ganz so aggressiv und abgerundeter.
Familie Meier (seit 08/2020 Whisky-Fans)
Als Fan von Ardbeg, da allerdings vor allem vom “Uigeadail”, werde ich den bestimmt mal probieren. Allerdings kann ich kaum glauben, dass der genauso viel wie der 10-jährige kosten soll. Denn ich glaube kaum, dass er besser als sein doppelt so alter Bruder munden wird. Das täte mich sehr wundern. Von daher muß er sich preislich eigentlich etwas nach unten absetzen um erfolgreich zu sein.
Bei Lagavulin war merkwürdigerweise anfänglich der 8-jährige sogar teurer als der phänomenale und preisgekrönte 16-jährige. Da hat es sich aber inzwischen eingependelt und man bekommt den jüngeren günstiger. Lag wohl an der Verfügbarkeit am Anfang.
Hallo Bernd,
der Ardbeg Wee Beastie 5 Jahre ist in jedem Fall ein Dram oder zwei wert. Bei stark getorften Islay-Whiskys spielt das Alter in meinen Augen tatsächlich keine ganz so große Rolle wie bei anderen Abfüllungen – eben weil diese Malts von ihren kraftvollen und wuchtigen Rauch- und Torfaromen leben, die in jüngeren Jahren häufig noch intensiver sind!
Lass uns gerne wissen, wenn Du den Ardbeg Wee Beastie probiert hast – wir sind gespannt, wie er Dir gefällt!
Viele Grüße
Lukas vom Malt Whisky Magazin
@Bernd:
Oftmals ist das Alter in Bezug auf Islay Whiskys leicht überschätzt. Der Wee Beastie schmeckt völlig anders als der Ten oder die anderen Ardbegs und passt wunderbar ins Portfolio der Brennerei weil er etwas wilder wirkt als die anderen.
Gerade durch die kürzere Lagerzeit von 5 Jahren ist viel mehr Torfrauch-Geschmack enthalten. Nicht immer hat der Preis etwas mit dem Alter zu schaffen, siehe Ardbeg Uigeadail/Corryvreckan welches beide NAS-Whiskys sind oder auch viele Japan-Whiskys die inzwischen als NAS daherkommen aber Preis eines 12-18-jährigen Single Malts aufweisen können.